(C) Foobot
Verschmutztes Wasser würde niemand freiwillig trinken. Bei der Luftqualität sind Menschen hingegen deutlich weniger anspruchsvoll. Das könnte sich bald ändern, und zwar mit Hilfe einer Technologie made in Luxembourg: Foobot überwacht die Qualität der Raumluft.
„Vor allem im Inneren von Gebäuden liegt die Luftverschmutzung manchmal um bis zu achtmal höher als vor der Haustür“, erklärt Jacques Touillon, CEO der Firma Airboxlab, die Foobot entwickelt hat.
Bestehende Sensorentechnologie intelligent genutzt
Auf die Idee zu Foobot kam Jacques Touillon, als sein Sohn im Babyalter unter Asthma zu leiden begann. Von da an nahm dann alles schnell seinen Lauf, bis hin zur Unternehmensgründung vor vier Jahren. Das übergeordnete Ziel dabei lautete und lautet: Jedermann soll jederzeit die Raumluftqualität kontrollieren können – schnell, einfach und ohne wissenschaftliche Vorkenntnisse.
Das konkrete Resultat wird diesem Anspruch voll und ganz gerecht. Foobot ist eine kleine und handliche Box, die sich dank unauffälliger Optik in jeden Raum integrieren lässt. Die Funktionsweise ist dabei ebenfalls äußerst simpel: Stellen die im Inneren der Box installierten Sensoren eine Luftverschmutzung fest, wechselt die im Normalfall blau leuchtende Kontrolllampe sofort ins Orangefarbene.
Mit Luxemburger Förderprogrammen durchgestartet
Jacques Touillon, der schon seit langer Zeit eine Leidenschaft für das Internet der Dinge hegt, sieht Foobot als Luxemburger Produkt und misst hiesigen Förderprogrammen für Start-ups eine zentrale Rolle bei: „Während französische Förderprogramme rein auf die Entwicklung von Neuheiten abzielen, unterstützt Luxemburg auch intelligente, innovative Anwendungen auf Basis bereits bestehender Technologien.“
Die pragmatische Herangehensweise führte zu einer schnellen Finanzierung sowie in der Folge zu zeitnahen Tests, die am LIST durchgeführt wurden. Das (Zwischen)Resultat ist ein Projekt, das mittlerweile die Welt erobert: Außer in Europa ist Foobot auch in Nordamerika bzw. in China auf dem Markt. Foobot will dabei nicht die professionellen Raumlufttests ersetzen, sondern ein Wellness-Tool für den Alltag sein.
Schlechte Raumluft ist unsichtbar und sehr gefährlich
In besagtem Alltag sitzen viele Zeitgenossen dem Irrtum auf, dass geschlossene Fenster vor allerlei Schlechtem schützen. Dabei lauere gerade in der Abschottung eine besonders hohe Verschmutzungsgefahr, so der Gründer. Die Ursachen reichen von Feuchtigkeit über Kohlenmono- bzw. -dioxid über Feinstaub bis hin zu giftigen Gasen: „Die Putzmittel mit dem vermeintlichen Duft von Frühling beinhalten chemische Stoffe. Eine gesunde Raumluft riecht einfach nach gar Nichts.“
Generell hängt gesunde Raumluft auch davon ab, dass angezeigt wird, wenn die Luft einmal schlechter ist. Foobot baut hierzu neben den Sensoren auf Algorithmen auf. Erstere reagieren auf die etwaige Verschmutzung, letztere speichern dauerhaft Daten zum jeweiligen Umfeld. Nach einer ersten „Lernphase“ können sie so das etwaige Aufkommen von Verschmutzung sofort erkennen. Eine fünfminütige Auswertung der Sensoren erlaubt dann z.B. eine Prognose für die kommenden 30 Minuten.
Reichlich Potential auch im industriellen Umfeld
Die intelligente Box arbeitet mit einer App zusammen. Diese kommuniziert Daten auf dem Smartphone und ermöglicht als Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen miteinander vernetzten Geräten zudem das An- bzw. Ausschalten von Luftentfeuchtern oder Ventilationssystemen. So kann Foobot auch an schon installierte Belüftungs-und Luftreinigungssysteme angeschlossen werden, die bei Luftverschmutzung dann von alleine einsetzen. Industrieunternehmen setzen bereits auf Foobot.
In absehbarer Zeit denkbar, so der Erfinder, ist z.B. auch das Erkennen von Viren; langfristig seien so Prognosen zum Gesundheitszustand der Bewohner auf Basis der Luftqualität möglich. Dies könnte auch für Krankenkassen interessant sein, die dann auf Basis von Foobot ein Bonus/Malus-System entwickeln könnten. Und auch industrielle Anwendungen sind geplant, so Jacques Touillon.
Autor: Sven Hauser
Foto: Foobot
Infobox
Gegründet von Jacques Touillon und Inouk Bourgon in Nancy, ist Airboxlab seit 2013 im Technoport in Esch-sur-Alzette ansässig. Im Jahr 2015 hat das Start-up dann Foobot auf den Markt gebracht – wobei der Produktname sich übrigens an die Hundestatuen vor chinesischen Tempeln, den so genannten foo dogs, anlehnt. Dies ist kein Zufall, denn wie besagte Hunde über Tempel und Besucher, wacht Foobot über die Luftqualität.