(C) Andy Genen

Lizzies Oma kann sich Dinge nicht mehr so gut merken wie früher. So wie ihr geht es vielen älteren Menschen: Sie haben die Krankheit Demenz.

Demenz – dieses Wort hört Lizzie in letzter Zeit häufiger. Ihre Oma hat das nämlich. „Sie ist dement“, sagen Lizzies Eltern. „Demenz ist eine Krankheit des Gehirns“, erklärt der Mediziner Rejko Krüger, Experte für das Nervensystem am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine: „Dabei kann es sich nicht mehr gut an Dinge erinnern – und vergisst sie.“

In unserem Gehirn gibt es ganz viele Nervenzellen. Jede von ihnen hat so etwas wie Antennen, mehrere davon. Die nennt man Zellfortsätze. Sie stehen von den Zellen ab und berühren fast die Zellfortsätze der anderen Nervenzellen. Über die Zellfortsätze kann jede Zelle Informationen von einer anderen Zelle aufnehmen und an eine andere weitergeben. Gemeinsam speichern sie Informationen im Gedächtnis. An die können wir uns dann erinnern – zum Beispiel an den letzten Kindergeburtstag oder den schönen Wochenendausflug. Oder das Gehirn merkt sich den Namen der Person, die gerade vor uns steht. Das fällt Lizzies Oma schwer.

„In den Nervenzellen lagern sich winzige Bausteine ab: Eiweiße“, sagt Krüger. Das ist normal. Dann kommt eine Art Müllabfuhr der Zellen und bringt die Eiweiße wieder weg. Bei Demenz aber funktioniert das nicht mehr richtig, und in den Zellen sammeln sich Eiweißklumpen. Die nennen Mediziner „Plaques“. Die Zelle verstopft und kann Informationen nicht mehr so gut an ihre Nachbarzellen weitergeben. Zuerst wird sie langsamer, irgendwann arbeitet die Zelle dann gar nicht mehr. Die Folge: Das Gehirn kann bestimmte Informationen nicht mehr speichern oder abrufen. Es vergisst.

Demente merken sich Neues schlechter

 „An manche Dinge erinnert sich meine Oma aber noch“, sagt Lizzie. „Was vergessen demente Menschen denn?“ „Es gibt unterschiedliche Formen der Demenz, bei denen unterschiedliche Teile des Gehirns betroffen sind“, erklärt Fachmann Krüger. „Eine Form der Demenz nennt man Alzheimer. Die Menschen können sich zuerst neue Dinge schlecht merken. Mit der Zeit vergessen sie aber auch Sachen, die schon sehr lange her sind.“

Lizzies Oma wusste neulich gar nicht mehr Lizzies Namen. „Auch das gehört zu Demenz dazu“, sagt Krüger. Dann ist der Gehirnteil gestört, der sich Namen merkt. Trotzdem kann sich die Oma vielleicht noch an Lizzies Gesicht erinnern – und freut sich, sie zu sehen. Manche Demenz-Kranke verändern auch ihr Verhalten, das können sie oft gar nicht mehr selber beeinflussen. Einige, die vorher ruhig und zurückhaltend waren, können dann zum Beispiel eher mal wütend werden und schreien. Andere werden dagegen ganz still und wirken teilnahmslos.

„Kann ich etwas tun, um meiner Oma zu helfen?“, fragt Lizzie. „Versuch nicht, bestimmte Dinge mit ihr zu üben, die sie schon vergessen hat“, sagt Experte Krüger. „Das wird sie frustrieren und traurig machen. Wenn sie sich aber noch daran erinnert, wie du im Kindergarten warst, dann erzähl ihr von dieser Zeit. Manchmal helfen auch Fotos von früher, und deine Oma erzählt dir, wie es damals war. Vielleicht könnt ihr dann auch über etwas Lustiges lachen, das sie erlebt hat.“

Autor: scienceRELATIONS

Illustration: Andy Genen

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Demenz trifft viele Menschen

An Demenz leiden vor allem viele ältere Menschen. „Erste Anzeichen bemerkt man häufig im Alter von etwa 65 Jahren, manchmal auch schon früher“, erklärt Fachmann Rejko Krüger. Dann vergisst man schon so viel, dass man es im alltäglichen Leben bemerkt. Zum Beispiel, weil man sich oft nicht mehr erinnern kann, wo man etwas hingelegt hat. Je älter jemand wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie an Demenz erkrankt. Bei den 90-Jährigen sind zum Beispiel mehr als 30 Prozent dement, also fast jeder Dritte.

 

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