In Afghanistan ist der Gründer eines Bildungsprojekts für Mädchen von den Taliban festgenommen worden. "Matiullah Wesa, Leiter von PenPath1 und Verfechter der Mädchenbildung, wurde am Montag in Kabul festgenommen", erklärte die UN-Mission in Afghanistan am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Wesas Bruder bestätigte die Festnahme.
Sein Bruder sei am Montagabend nach dem Gebet vor einer Moschee aufgegriffen worden. "Matiullah hatte seine Gebete beendet und kam aus der Moschee, als er von einigen Männern in zwei Fahrzeugen angehalten wurde", sagte Samiullah Wesa der Nachrichtenagentur AFP. "Als Matiullah nach ihren Ausweisen fragte, schlugen sie ihn und nahmen ihn gewaltsam mit."
Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 sind die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan drastisch beschnitten worden. Die Taliban-Regierung hat im vergangenen Jahr Mädchen den Besuch von weiterführenden Schulen untersagt. Damit ist Afghanistan das einzige Land der Welt, in dem ein Bildungsverbot besteht.
Die von Matiullah gegründete Organisation, die sich für Schulen engagiert und Bücher in ländlichen Gebieten verteilt, setzt sich seit langem dafür ein, den Dorfältesten die Bedeutung der Bildung von Mädchen zu vermitteln. Seit dem Verbot von Sekundarschulen für Mädchen besucht Wesa weiterhin abgelegene Gebiete, um die Unterstützung der Einheimischen zu gewinnen.
"Wir zählen die Stunden, Minuten und Sekunden bis zur Öffnung der Mädchenschulen", schrieb Matiullah vergangene Woche zu Beginn des neuen Schuljahres in Afghanistan auf Twitter. Der Schaden, den die Schließung von Schulen anrichte, sei "unumkehrbar und unbestreitbar". "Wir haben uns mit Einheimischen getroffen und werden unseren Protest fortsetzen, wenn die Schulen geschlossen bleiben", fügte er hinzu.
Anfang März hatte UN-Generalsekretär António Guterres die Lage in Afghanistan angeprangert, wo die Taliban "Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben verbannt" hätten.
Die Taliban hatten bei ihrer erneuten Machtübernahme zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen aber wird die Miliz immer radikaler.