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Moderne Unternehmen sind extrem komplexe Geflechte. Lange Versorgungsketten oder auch viele getrennte Einheiten im gleichen Betrieb lassen einen leicht den Überblick verlieren. Das von Professor Erik Proper (LIST) geleitete ASINE-Projekt soll hier Abhilfe schaffen.
Firmen und Administrationen kann mit Hilfe von Computer-Modellen geholfen werden, ihre Leistung zu optimieren. Und zwar indem die Erkenntnisse der Unternehmens-Architektur und der Service Innovation vereinigt werden. Doch was ist das?
Chaotische Ordnung ist ideal
Unternehmens-Architektur liefert den idealen Firmenaufbau maßgeschneidert nach Dienstleistung, verkauftem Produkt, erforderten Lieferprozessen oder auch benötigter IT-Infrastruktur. Sie erläutert, wo die Firma steht, wohin sie gehen will und wie sie dahin kommt.
Service Innovation hingegen arbeitet ständig an neuen und besseren Ideen; denn auch die braucht man, um heute erfolgreich zu sein.
„Das Feld der Service Innovation hat allerdings eine Tendenz, neue Dienstleistungen gesondert zu betrachten. Der Zusammenhang, die Firma als Ganzes, wird dabei oft vergessen“, so Proper.
„Service Innovation schafft Komplexität; Unternehmens-Architektur versucht, behutsam in eine gewünschte Richtung zu steuern.“
Er vergleicht es mit dem Flächennutzungsplan einer Großstadt: Service Innovation alleine erschafft eine ziemlich seltsame Landschaft, mit wahllos verstreuten Häusern. Die Unternehmens-Architektur hingegen fertigt einen ordentlichen Bauplan.
Eine ausgeglichene Mischung der beiden ist ideal: So sollte ein gut funktionierender Plan Bereiche lassen, in denen die Service Innovation sich frei bewegen kann.
Computer-Modelle für erfolgreichere Unternehmen
In einem ersten Schritt müssen die für die jeweiligen Computermodelle benötigten Parameter erkannt werden. Einige gemeinsame Nenner gibt es natürlich schnell: Jedes dienstleistungs-basierte Modell braucht Begriffe wie „Dienstleistung“ oder „Prozess“.
Danach wird es komplizierter: Jeder Bereich braucht zusätzlich seinen ihm eigenen Satz an Ausdrücken. Und schlussendlich muss ein gutes Modell auch den Unterschieden zwischen Betrieben im gleichen Sektor Rechnung tragen können (siehe Infobox).
Betriebe als Versuchskaninchen?
ASINE wird einerseits Modelle und Analyse-Techniken für private Industrien (z.B. im Finanz- oder im Bausektor) entwickeln und prüfen, andererseits aber auch eng mit der Regierung zusammenarbeiten.
Doch wollen gut funktionierende Betriebe den Forschern überhaupt als Versuchskaninchen dienen? Die Methoden, die ASINE einsetzt, sind zum Teil doch sehr neuartig...
Proper kann solche Bedenken schnell lindern: „ASINE versucht nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern wird bekannte und funktionierende Methoden in die erarbeiteten Resultate integrieren und dann weiterentwickeln.“
Unternehmensberater nutzen ähnliche Grundtechniken, haben aber nicht die Zeit zum Experimentieren und Verbessern. „Wir schon“, so Proper. „Also werden wir es auch tun.“ Zweifellos ein Vorteil der öffentlichen Forschung.
Autor: Liza Glesener
Infobox
Am Beispiel zweier Hausversicherungsgesellschaften lässt sich zeigen, warum auch Betriebe, die das gleiche Produkt anbieten, manchmal doch sehr verschieden funktionieren müssen.
Firma Nummer eins möchte Niedrigpreis-Versicherungen anbieten – vom Kunden selbst im Internet ausgewählt.
Firma Nummer zwei richtet sich an eine eher gehobene Kundschaft, die bereit ist für maßgeschneiderte Lösungen mehr zu zahlen – eventuell möchte man gar zu besonderen Gelegenheiten den Kundinnen Blumen schicken.
Die grundlegenden Bedürfnisse beider Gesellschaften sind dieselben, doch da endet der Vergleich: Ein anderer Produktfokus erfordert eine andere Firmenstruktur und ein anderes Konzept zur Erschließung des Marktes.
Für Proper und Kollegen bedeutet dies, dass auch das Computer-Modell anders aufgebaut sein muss.