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In Luxemburg hat sich durch Einwanderung und Grenzgängertum über die Jahrzehnte eine sehr multikulturelle Gesellschaft gebildet, die – natürlicherweise – ihre ganz eigenen Auswirkungen auf den sozialen Bereich, das Erziehungssystem oder auch die Wirtschaft hat.
Die Auswirkungen können dabei sowohl positiv als auch negativ sein. Oder, besser ausgedrückt: Die multikulturelle Situation Luxemburgs bietet eine Reihe von Vorteilen, die man nutzen sollte, aber auch Herausforderungen, die Lösungen verlangen.
Geschichte, Linguistik, Psychologie, Politik- und Erziehungswissenschaften forschen gemeinsam an einer besseren Kenntnis der Luxemburger Gesellschaft, ihrer Kultur(en), Identität(en) und Sprache(n) und – insgesamt – ihrer Funktionsweise.
Mal kann die Forschung dabei konkrete Probleme direkt ansprechen, mal geht es zunächst um eine allgemeine Erweiterung unseres Wissens, denn auch dazu ist Wissenschaft da.
„Unsere Forschung erlaubt eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Fragen,“ äußert Ass. Prof. Dr. Sonja Kmec (Uni Luxemburg).
Identität: wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich?
Kmec und die Doktorandin Sophie Neuenkirch untersuchten z.B. wie (und ob) die Erfahrungen der Eltern und Großeltern heute die Zukunft junger Menschen beeinflussen. Einem der großen Themen dieser Generationen hat Kmec ein Buch gewidmet: Das Gespenst des Feminismus. Frauenbewegung in Luxemburg gestern – heute – morgen.
Ihre Kollegen, Prof. Dr. Jean-Paul Lehners und Dr. Norbert Franz, beschäftigen sich mit einem anderen Aspekt des Themas Identität: Die beiden Forscher zeichnen die verschiedenen Etappen (1789 bis Gegenwart) des Gewordenseins von Luxemburger Staat und Nation nach; ein Vorgang, der ihnen zufolge auch heute noch nicht abgeschlossen ist.
Besonders wichtig wird dabei auch die Frage, wie es zu der multikulturellen Zusammensetzung der luxemburgischen Gegenwartsgesellschaft kam.
Unabhängige Informationen zu den politischen Parteien
Die Arbeit von Patrick Dumont, ebenfalls Uni Luxemburg, basiert auf moderner Politik: Sein Team entwickelte ein für Luxemburg spezifisches Informations-Portal, smartvote.lu, in dem die Nutzer herausfinden konnten, welche politische Partei ihren Überzeugungen am nächsten lag. Für die Neuwahlen im Oktober ist eine neue Version von smartvote.lu geplant.
„Wahlen sind ein wesentliches Werkzeug der Demokratie; sie sollen die Präferenzen der Bürger mit dem Verhalten der Entscheidungsträger verbinden,“ so Dumont. Dazu müssen die Wähler ausreichend über die Zielsetzung der Parteien informiert sein– eben da lag vor smartvote das Problem.
Das Portal ist aber nicht nur von direktem Nutzen für die Bürger, sondern es erlaubt auch den Forschern, die heutige politische Teilnahme zu untersuchen.
Um auf die gesellschaftlichen Änderungsprozesse reagieren zu können, muss man sie erfassen und verstehen. Die Beschäftigung mit der kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Mitwirkung einer Gesellschaft aus allen Herren Länder ist der Grundbaustein ihres harmonischen Zusammenlebens.
Autor: Liza Glesener
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