(C) Guy Marson
Der Käfer mit dem Namen Baranowskiella ehnstromi hat eine Körperlänge von bis zu 0.65 mm und ist kaum breiter als ein menschliches Haar. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die Art erst 1997 zum ersten Mal beschrieben wurde. Die kleinen Körperdimensionen des Tieres sind auf Anpassungen an seine Lebensweise zurückzuführen: B. ehnstromi lebt in den Röhrchen der Fruchtkörper von holzbewohnenden Pilzarten (Feuerschwämmen).
Durch den Aufruf eines deutschen Käferexperten nach der Suche dieser Art, haben der Pilzexperte Ben Schultheis und der Käferexperte Raoul Gerend ab Mitte Dezember 2013 den Käfer in unserem Land gesucht und konnten ihn gleich beim ersten Versuch in dem muschelförmigen Feuerschwamm (Phellinus conchatus), einem Parasiten der Salweide (Salix caprea), nachweisen. Inzwischen konnte B. ehnstromi bereits an 20 verschiedenen Fundorten, die über das ganze Land verteilt sind, gefunden werden.
Da das Käferchen in Norwegen auch im polsterförmigen Feuerschwamm (Phellinus punctatus) vorkam, kann man möglicherweise davon ausgehen, daß das Spektrum seiner Wirtspilze größer ist, als bisher vermutet. Wenn man die Porengröße in Betracht zieht, könnten auch in Luxemburg noch zwei weitere, relativ häufige Arten von Feuerschwämmen dem Käfer Unterschlupf gewähren: der oben genannte polsterförmige- und der Pflaumenfeuerschwamm (Phellinus tuberculosus). Es ist aber zu beachten, dass bei beiden Arten zu einem bestimmten Entwicklungsstand die Röhren verschlossen werden, was bei P. conchatus nie der Fall ist. Alle drei Arten sind mehrjährig. Auf der alten Röhrenschicht formt sich eine neue, die aber für den Käfer erst ab einer bestimmten Länge bezugsfertig ist.
Will man den Winzling überhaupt zu Gesicht bekommen, so genügt es nicht, nur sehr genau hinzusehen. Um ihn aus seinem Versteck zu locken, so jedenfalls zur Winterzeit, wird er einer starken Lichtquelle ausgesetzt, die zudem auch Hitze ausstrahlt. Es bedarf dann bis zu 10 Minuten Geduld, um unter einer Lupe mit 20-facher Vergrößerung fündig zu werden. Es wurden stets nur kleine Kolonien angetroffen, die sich meist in Vertiefungen an der Porenoberfläche in den Röhren aufhielten. Ihren Unterschlupf verlassen die Tiere indem sie rückwärts kriechen, bei Störungen können sie aber flink wieder in den Röhren verschwinden. In fast allen Röhren fanden wir Spuren die auf einen zeitweiligen Aufenthalt des Käfers hinweisen. Es ist demnach anzunehmen, dass die Pilze zu wärmeren Jahreszeiten bedeutend intensiver bewohnt sind.
Weil die Käferart wenig bekannt ist und wenig gesucht wird, werden intensive Nachforschungen der wissenschaftlichen Mitarbeiter des naturgeschichtlichen Museum in Zukunft weitere Erkenntnisse liefern. Eines können wir aber jetzt schon behaupten: Baranowskiella ehnstromi ist in Luxemburg eine häufige und weit verbreitete Käferart.