(C) FreeImage
In Zukunft könnten Landwirte bei der Entscheidung über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein neuartiges Informationssystem namens PhytoProTech® zurückgreifen.
Forscher vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) haben ein computerbasiertes Prognosemodell entwickelt, welches einen sinnvollen und sparsamen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht.
Schaderreger wie zum Beispiel Insekten oder Pilze reduzieren den Ertrag von Nutzpflanzen. Die Ertragsverluste können je nach Jahr, Region, Nutzpflanze und Witterung bis zu 80% erreichen. Das Vermeiden dieser Verluste mit möglichst umweltschonenden Techniken ist die größte Herausforderung des Pflanzenschutzes.
Vorhersage von Krankheiten und Schädlingen
Über eine interaktive Schnittstelle gibt der Landwirt Informationen, wie z.B. geographische Koordinaten oder Kultur, zu seinen einzelnen Parzellen ein und erhält dann gleich entsprechende Warnmeldungen zu möglichen Schädlingen und Infektionen.
Das Auftreten von Krankheitserregern wird termingerecht vorhergesagt. Dies erlaubt es ihm Pflanzenschutzmittel nur dann anzuwenden wenn sie notwendig sind und unnötige Arbeitszeit sowie Spritzmittel zu sparen.
Wie funktioniert PhytoProTech?
PhytoProTech® beruht auf statistischen Modellen, die von der Abteilung „Environmental Research an Innovation“ (ERIN) am LIST und an der Universität Lüttich entwickelt worden sind. Dabei wurden landwirtschaftliche Beobachtungsdaten aus dem SENTINELLE-Projekt (siehe Infobox) mit Wetterinformationen verknüpft.
Schaderreger benötigen für Ihre Entwicklung bestimmte Umweltbedingungen. Um herauszufinden, welche Umweltbedingungen die einzelnen Schaderreger für den Befall von Pflanzen brauchen, wurden seit 2003 jährlich die Befallsverläufe der wichtigsten Getreidekrankheiten zusammen mit Wetterdaten und Kenngrößen des ackerbaulichen Managements aufgezeichnet.
Mit Hilfe von statistischen Methoden wurden Zeiträume identifiziert, die für den Befallsverlauf kritisch waren. Die Wetterbedingungen in diesen kritischen Zeiträumen lassen eine Vorhersage des Auftretens der Krankheiten mit hoher Sicherheit zu.
Für PhytoProTech® wurden die Zusammenhänge zwischen Wetter und Befall in Formeln oder Grenzwerten ausgedrückt und so für eine Prognose verwendbar gemacht.
Markteinführung für 2016 geplant
Ein Prototyp von PhytoProTech® für Getreide, der in Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich entwickelt wurde, konnte bereits im Juli 2015 auf der Foire Agricole in Ettelbrück vorgestellt werden.
30 Landwirte aus Luxemburg, Belgien und Frankreich sowie 10 wissenschaftliche Einrichtungen nehmen im Moment an einem Testprogramm für PhytoProTech® teil.
Ab 2016 soll dann eine erste Version mit einem Prognosemodul für Getreidekrankheiten auf den Markt kommen. In den Folgejahren soll ein weiteres Modul für Raps integriert werden.
Landwirte, die interessiert sind das Modul für Raps in der nächsten Saison zu testen, können sich bei Dr. Marco Beyer (marco.beyer@list.lu) oder Dr. Michael Eickermann (michael.eickermann@list.lu) melden.
Autor: LIST
Editors: Patrick Kahr, Michèle Weber (FNR)
Photo: FreeImage
Infobox
Ein Team der Abteilung „Environmental Research an Innovation“ (ERIN) des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) welches aus Agronomen, Pilzexperten, Genetikern und Meteorologen besteht, forscht seit einigen Jahren an Methoden für eine nachhaltige Agrarproduktion. Die Forscher arbeiten dabei eng mit Akteuren wie der Ackerbauverwaltung oder den Landwirten zusammen.
Auf der Plattform SENTINELLE werden Daten zu den häufigsten Pflanzenkrankheiten und Schädlingen gesammelt und veröffentlicht. Das Projekt des LIST entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich und wird von der Ackerbauverwaltung finanziell unterstützt.