Sie haben Meeressaurierknochen in Luxemburg gefunden...

Richtig. Diese in einem Straßenbauprofil gefundenen Knochen gehören zu einem Meeressaurier, einem urtümlichen Reptil, der vor 200 Millionen Jahren ausstarb. Vermutlich handelt es sich dabei um Rippenknochen.

Aber Luxemburg liegt ja bekanntlich nicht am Meer – wie erklären Sie sich die Knochenfunde in unserer Region?

Zu dieser Zeit waren Teile Luxemburgs tatsächlich unter Wasser. Das waren Flachwasserzonen, und dort haben diese Meeressaurier gelebt.

Was könnte Ihrer Meinung nach der Grund gewesen sein, dass auch diese frühen Meeressaurier in Luxemburg nicht überlebt haben?

Auch vor 200 Millionen Jahren gab es ein Massenaussterben. Damals sind 80 Prozent aller Arten verschwunden. Mit genau diesem Grenzbereich beschäftige ich mich schwerpunktmäßig in meiner Forschungsarbeit.

Warum ist dieser Grenzbereich so interessant?

Weil die Gründe für das Massenaussterben in dieser Zeit noch kontrovers diskutiert werden. Zum einen können riesige Vulkanausbrüche verbunden mit der Öffnung des Atlantiks als Grund angeführt werden. Aber was auch eine Ursache für das Aussterben zahlreicher Tierarten, auch des Placodus, in der Region Luxemburg sein könnte, sind mehrere Meteoriteneinschläge zu dieser Zeit. Unweit Luxemburgs ist tatsächlich in dieser Zeit im nordwestlichen Massif Central ein eineinhalb Kilometer großer Meteorit eingeschlagen, der einen Krater von fast 70 Kilometern Durchmesser verursacht hat. Dass dies wiederum einen Einfluss auf die Biosphäre in tausenden von Kilometern Umkreis hatte, kann man sich gut vorstellen.

Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, sich diesem speziellen Forschungsgebiet zu widmen?

Jeder kennt das Aussterbeereignis an der Kreide-Tertiär Grenze vor 65 Millionen Jahren, wo die Dinosaurier ausgestorben sind. Für mich der Grund, ein anderes wichtiges Aussterbeereignis vor 200 Mio Jahren genauer zu untersuchen. Die Trierer bzw. Luxemburger Bucht und das nordöstliche Pariser Becken eignen sich hervorragend, um eine aufschlussreiche Ursachenforschung für das Aussterben der Tiere und Pflanzen der damaligen Zeit, einschließlich der Umweltbedingungen (u.a. Paläoklimarekonstruktion), zu betreiben.

Autorin: Andrea Glos

Infobox

Grenzbereiche

 

Das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren an der an der sogenannten Kreide-Tertiär-Grenze beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt. Heute kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Saurier am Ende der Kreidezeit aufgrund eines zehn Kilometer großen Meteoriten ausgestorben sind, der damals auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko eingeschlagen ist, wodurch weltweit die Ökosysteme zusammenbrachen.

 

Forschungsarbeit von Natascha Kuhlmann

 

Die Geologin Natascha Kuhlmann von der Universität Bonn aber widmet sich in ihrer Forschungsarbeit einem anderen Grenzbereich: Bereits vor 200 Millionen Jahren am Ende des Trias gab es nämlich ebenfalls ein Massensterbeereignis. In einem vom FNR unterstützten Forschungsprojekt untersucht die Doktorandin die möglichen Gründe. In diesem Zusammenhang hat sie auch Knochen von Meeressaugern im Raum Luxemburg gefunden. Diesem Fund wird im kommenden Jahr im Musée Nationale de l’histoire eine Ausstellung gewidmet.

 

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