(C) Patrick Muller
In den 90er Jahren fielen Teile Luxemburgs gleich mehreren Überschwemmungen zum Opfer. Die daraufhin ergriffenen Maßnahmen, wie z.B. die Renaturierung von begradigten Flüssen, waren größtenteils erfolgreich, wenn auch eher auf glückliche Mutmaßungen als auf reales Wissen basiert. Dr. Laurent Pfisters Team vom CRP Lippmann und Partner aus Luxemburg und Lausanne sollten etwas mehr Licht ins Ungewisse bringen. Ein Rückblick auf ein interessantes Projekt...
Viele verschiedene Kräfte beeinflussen das Entstehen von Hochwasser. Klar ist, dass sowohl Änderungen in der Flächennutzung (insbesondere Versiegelung) als auch natürliche und menschlich bedingte Klimaänderungen dazu gehören.
Regenfall und Landnutzung: zwei wichtige Faktoren im Wasserhaushalt der Flüsse
Pfister und Kollegen wollten im Projekt CLIMAT (2003-2007) erforschen, wie bedeutsam der Einfluss dieser beiden Faktoren für den Wasserhaushalt der Luxemburger Flüsse ist.
Dazu sammelten sie historische und aktuelle Daten zu Landnutzung und Regenfall und fütterten damit ihre Rechner. Mit Hilfe von mathematischen Modellen konnten die Forscher so für alle wichtigen Flusstäler landesweit das ungefähre Hochwasserrisiko ausweisen.
In einem zweiten Schritt versuchten die Wissenschaftler mit den Modellen vorherzusagen, wie verschiedene Klimawandel-Szenarien unsere Flüsse und damit das Hochwasserrisiko beeinflussen könnten – allerdings diesmal mit eher vagen Resultaten.
Genaue Vorhersagen sind in Klimaforschung und Gewässerkunde unmöglich
Klimaforschung und Gewässerkunde werden wohl für immer mit zwei großen Problemen kämpfen müssen: Mangel an präzisen Daten und gleichzeitig eine enorm hohe Zahl an unbeständigen Faktoren, die alle ihren gewissen Einfluss haben. Genaue Vorhersagen sind daher schier unmöglich.
Trotzdem – es ist gerade die Erkenntnis von Mängeln, die zu Verbesserungen führt. Die Forscher haben so bereits einige wertvolle Informationen zu Tage gebracht.
So fand man heraus, dass sich in Luxemburg die jährliche Durchschnittstemperatur seit den 70er Jahren maßgeblich erhöht hat, dass Westen und Osten des Landes sehr unterschiedlichen Regenmengen ausgesetzt sind oder auch, dass insbesondere in den drei letzten Jahrzehnten der winterliche Regenfall stark zugenommen hat.
Wie aus bekannten Unbekannten Bekannte werden können
Für Pfister ist auch sehr wichtig, dass die Gruppe im Laufe ihrer Arbeit viele ihrer sogenannten bekannten Unbekannten erkannt hat, das heißt Faktoren, von denen man weiß, dass es sie gibt, aber z.B. nicht, wie sie wirken.
Diese werden seither besser erforscht. Auch sonst hat sich seit dem Abschluss von CLIMAT viel getan. Die Technik hat sich weiterentwickelt, Klimamodelle sind präziser geworden und Pfister und Kollegen haben in mehreren Projekten ihre Arbeit sehr erfolgreich weitergeführt.
Autor: Liza Glesener
Foto: ©Patrick Muller