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Material
- Fotoapparat mit regelbarer Verschlusszeit und Blende
- Stativ
- Taschenlampen, Wunderkerzen,...
Durchführung
Die Fotos werden mit einer langen Belichtungsdauer geknipst, damit man Zeit zum Malen hat. Um nicht zu viel Licht in die Kamera zu bekommen, muss man mit sehr kleiner Blende bei Dunkelheit fotografieren.
Am besten arbeitet man mindestens zu zweit an einem Projekt. Dann sucht man sich die gewünschte Umgebung aus: Für Light Graffitis muss es möglichst dunkel sein. Etwas Hintergrundbeleuchtung, z.B. von Straßenlampen, kann man allerdings relativ einfach ins Bild integrieren und auch schöne Effekte damit erzielen.
Nun wird die Kamera auf dem Stativ wie gewünscht positioniert und der „Leuchter“ (die Person, die die Taschenlampen bedient) stellt sich an die Stelle im Bild, die man nachher scharf haben möchte. Dann stellt der Fotograf den Fokus auf ihn ein, und stellt den Autofokus ab (der Leuchter soll beim Fokus einstellen beleuchtet sein).
Kameraeinstellungen
Im manuellen Modus der Kamera (M) stellt man jetzt die Beleuchtungsdauer auf 10-30 Sekunden ein, den Iso-wert auf 100 und die Blende auf einen hohen Wert, z.B. f16.
Jetzt kann man einen Test machen: Der Leuchter soll während der ganzen Beleuchtungsdauer vor der Kamera mit der Lampe in die Luft malen. Das Licht muss dabei in Richtung Objektiv zeigen. Ist das Bild beim ersten Test zu dunkel, erhöht man die Beleuchtungsdauer oder wählt eine niedrigere Blendenzahl.
Der Leuchter ist normalerweise nicht auf dem Foto erkennbar, da er zu dunkel ist und sich bewegt. Will man trotzdem eine Person im Bild sehen, so kann man diese kurz mit einem hellen Blitzlicht anleuchten.
Das Zeichnen
Fange mit einfachen Motiven an, wie einem Kreis. Anschließend kannst du versuchen einen Smiley zu malen - hierzu musst du das Licht zwischendurch mit der Hand abdunkeln. Das Schreiben mit Licht ist eine Zusatzschwierigkeit, da man in Spiegelschrift schreiben muss.
Es braucht etwas Ausdauer, aber das Resultat wird bei jedem Versuch besser und es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten zu experimentieren.
Prinzip
Um erfolgreich Light Graffitis zu gestalten, muss man einige Grundprinzipien der Fotografie verstehen.
Ein Fotoapparat registriert Licht. Die Belichtung des Fotos wird durch drei verschiedene Faktoren kontrolliert: den ISO, die Blendenöffnung und die Belichtungszeit.
ISO. Beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Films, respektive des Sensors. Je tiefer der ISO (üblicherweise ISO100, manche digitalen Apparate haben auch ISO50 oder ISO60), desto länger wird die benötigte Beleuchtungszeit für ein gewisses Bild. Für Light Graffitis heißt dies in der Praxis, dass man den niedrigsten ISO benutzt, den man auf der Kamera einstellen kann.
Blendenöffnung. Die möglichen Blendenöffnungen hängen vom Fotoapparat, bzw. vom benutzten Objektiv ab. Die Blende selbst ist ein Verschluss im Apparat oder im Objektiv, der kontrolliert, wie viel Licht eingelassen wird. Eine tiefe Blendenzahl (z.B. f4.5) bedeutet eine große Öffnung: Es wird viel Licht eingelassen. Eine hohe Blendenzahl (z.B. f22) bedeutet eine kleine Öffnung: Es wird wenig Licht eingelassen, d.h. der Fotoapparat benötigt längere Zeit, um ein gegebenes Maß an Licht (die korrekte Beleuchtung) einzulassen. Für Light Graffitis heißt dies in der Praxis, dass man kleine Blenden, bzw. hohe f-Nummern einstellt.
Belichtungszeit. In einem Fotoapparat befindet sich zwischen der Blende und dem Film, bzw. dem Sensor, eine lichtdichte Klappe. Schießt man ein Foto, öffnet und schließt sich diese Klappe und lässt so eine genau begrenzte Menge an Licht an den Sensor. Diese Belichtungszeit wird in Sekunden und Sekundenbruchteilen gemessen, je nach Stärke des Lichteinfalls. Bei schwachem Licht ist die benötigte Belichtungszeit länger.
Zusammenspiel zwischen Blendenöffnung und Belichtungszeit. Die Blendenöffnung und Belichtungszeit bestimmen zusammen, wie viel Licht an den Sensor (oder Film) gelassen wird. Um die gleiche Menge an Licht einzulassen, wird eine kleine Blende (wenig Lichteinfall) durch eine lange Belichtungszeit kompensiert; eine große Blende (viel Lichteinfall) resultiert in einer Verkürzung der Belichtungszeit. Verschiedene Kombinationen von Blende und Zeit lassen also die gleiche Lichtmenge hinein; man kann also mit diesen Werten spielen.
Bei automatischer Beleuchtung stellt der Fotoapparat sich normalerweise so ein, dass die mittelhellen Töne des Einstellungsbereiches „normalhell“ erscheinen. Damit eine Nachtaufnahme nicht wie bei Tageslicht erscheint, muss man gegebenenfalls unterbelichten. Dies kann man entweder direkt am Apparat einstellen. Oder, bei manueller Belichtung, entweder die Blende verkleinern oder die Belichtungszeit verkürzen. Der Hintergrund bleibt dabei relativ dunkel und das starke Licht der Taschenlampen erscheint korrekt beleuchtet.
Tipps
Hat der Fotoapparat einen BULB-Modus, kann man die Belichtungsklappe unbegrenzt lang offen halten. Dies lässt mehr Zeit für Lichteffekte. Aber aufgepasst: Es kann auch schnell zu überbelichteten Fotos führen.
Fotofilter sorgen für interessante Effekte. Ein Stück farbige (und durchsichtige) Plastikfolie vor einer weißen Taschenlampe ergibt verschiedenfarbiges Licht. Ein ND-Filter (Neutral Density, im Photo-Handel erhältlich) für den Fotoapparat reduziert dessen Lichtempfindlichkeit: Man kann damit vor hellerem Hintergrund arbeiten oder bei gleichem Hintergrund längere Belichtungszeiten einstellen als ohne Filter.
Autor: Joseph Rodesch (FNR), Liza Glesener
Foto: © FNR