(C) Andy Genen

Ein Polizist hat Lizzie und Nouga neulich dabei ertappt, wie sie bei Rot über die Ampel gegangen sind. Eigentlich hätten sie jeder fünf Euro Bußgeld zahlen müssen. Doch der Polizist fand es wichtiger, dass die beiden erfahren, wozu Gesetze überhaupt da sind und schickte sie zu seinem Freund Luc Heuschling, der an der Uni über Gesetze forscht.

Nouga mault: Ich hätte lieber fünf Euro Strafe gezahlt, als mir einen Vortrag über Gesetze anzuhören. Das ist doch bestimmt ganz furchtbar langweilig.

Lizzie: Ach, warten wir einfach mal ab. Ich finde die Idee gar nicht so schlecht. Außerdem wollte ich immer schon wissen, wozu diese ganzen Regeln und Gesetze gut sind.

Luc Heuschling begrüßt die beiden. Er lacht über seinen Freund, den Polizisten: „Das sieht ihm ähnlich, Kinder zur Lehrstunde zu schicken, statt Bußgeld zu kassieren. Aber auch er findet, dass jeder wissen sollte, wozu Gesetze da sind und wer sie macht. „Tatsächlich ist es eine der wichtigsten Aufgabe eines Politikers, Gesetze zu machen“, erklärt er Lizzie und Nouga. „Gesetze sind dafür da, das Zusammenleben von Menschen in einer großen Gemeinschaft zu regeln.“

Nouga: Ich finde es doof, dass die Politiker bestimmen, was wir tun dürfen und was nicht. Warum können wir das nicht allein entscheiden?

Luc Heuschling: In unserem Land leben sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Das Handeln eines Menschen hat meistens Folgen für ihn selbst oder für andere Menschen. Vielen Menschen aber fehlt die Erfahrung oder das Wissen, um diese Folgen zu erkennen. Als Kinder seid ihr zum Beispiel verpflichtet in die Schule zu gehen. Viele Kinder haben dazu keine Lust und würden lieber zu Hause bleiben. Dann würden sie aber weniger lernen.

Nouga: Na und? Ist das denn so schlimm?

Luc Heuschling: Und ob. Stell dir vor, du kannst nicht rechnen – man könnte dich ganz schön übers Ohr hauen. Und wie willst du später eine Arbeit finden, wenn du nicht einmal lesen und schreiben kannst? Die Schulpflicht ist nicht dazu da, euch zu ärgern. Sie sichert euch ein ganz wichtiges Recht: Das Recht auf Bildung. 

Lizzie: Aber wozu brauchen wir dazu Politiker, können wir die Gesetze und Regeln nicht selbst machen?

Luc Heuschling: Im Grunde schon, aber je größer eine Gemeinschaft ist, desto mehr Meinungen gibt es und desto schwieriger wird es, sich zu einigen. Außerdem sind einige gut informiert, andere dagegen haben keine Ahnung, diskutieren aber trotzdem mit. Das kann sehr chaotisch werden. Deshalb wählen die Erwachsenen Politiker, von denen sie glauben, dass sie sich am besten für ihre Bedürfnisse einsetzen können. Und die informieren sich dann ganz genau, welche Folgen ihre Entscheidung haben kann, bevor sie mit ihren Kollegen ein Gesetz beschließen.

Lizzie: So wie unsere Klassensprecher. Die wählen wir auch, damit nicht jeder von uns einzeln mit den Lehrern sprechen muss. Außerdem treffen sie sich mit anderen Klassensprechern und wählen sogar einen Schülersprecher, der uns alle vor den Lehrern vertritt. Als der Direktor die kaputten Tischtennisplatten auf dem Schulhof einfach abschaffen wollte, hat sich der Schülersprecher dafür eingesetzt, dass wir neue bekommen. Das war prima. Den würde ich wieder wählen.

Nouga: Stimmt, das war super. Dann sind unsere Klassensprecher ja richtige Politiker.

Autor: Sven Hauser, überarbeitet: scienceRELATIONS
Illustration: Andy Genen

 

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Politik und Gesellschaft

Gesetze bieten Schutz, verhelfen zu Recht, sind aber auch mit Pflichten verbunden. Die Politiker müssen deshalb auch genau festlegen, für wen ein solches Gesetz gilt. Hier sind drei Beispiele: Eines unserer Gesetze schützt euch Kinder davor, von Erwachsenen zum Arbeiten verdonnert zu werden. Das Gesetz auf Meinungsfreiheit sichert uns allen das Recht zu, sagen zu dürfen, was wir meinen. Ein anderes Gesetzt verpflichtet jeden, der arbeitet, etwas Geld abzugeben. Von diesen Steuern werden dann zum Beispiel Straßen gebaut.

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