(C) Shotshop & Andy Genen
Heute gehen Lizzie und Nouga ins Labor des Naturkundemuseums in Luxemburg. Sie sind ganz aufgeregt. Denn dort werden sie gemeinsam mit Wissenschaftlern ihren fossilen Knochen präparieren, den sie kürzlich bei einem Ausflug entdeckt haben.
Im Museum werden sie schon von den Paläontologen Alain Faber und Robert Weis erwartet. In dem Labor stehen überall Kisten, gefüllt mit Knochen, Steinen und Knäueln aus Zeitungspapier. Nouga ist beeindruckt. So hat er sich ein Labor nicht vorgestellt: Wie behalten sie denn bei den vielen Schachteln und Kisten den Überblick?
Alain Faber: Das sieht hier chaotischer aus, als es ist. Wir bewahren hier viele wertvolle Knochenfunde auf, um sie später zu untersuchen. Alles ist genau beschriftet und geordnet. Schaut! Hier sind unsere Funde aus dem Steinbruch. Um herauszufinden, um welchen Saurier es sich handelt, müssen wir die Knochen zuerst säubern.
Gemeinsam gehen sie zu einer Art Holztruhe. Die Vorderseite ist aus Glas, sodass man dadurch in das Innere der Kiste sehen kann.
In der Scheibe sind zwei Löcher, an denen innen Handschuhe befestigt sind. Lizzie und Nouga schauen staunend zu, wie Robert Weis einen ihrer Funde in die Kiste legt und seine Hände durch die Löcher in die Handschuhe schiebt. So kann er den Stein im Kasten anfassen, ohne die Kiste zu öffnen. Nun beginnt er, mit einem speziellen Sprühgerät den Stein zu besprühen.
Lizzie: Jetzt verstehe ich, wozu der Kasten gut ist. Mit dem Sprühgerät können wir den Knochen aus dem Stein herauslösen ohne ihn zu beschädigen. Und weil das so stark staubt, machen sie das in dem Kasten. Stimmt’s?
Alain Faber: Genau. Das ist ein sogenannter Sandstrahler. Damit jagen wir winzige Partikel aus Eisen mit einem starken Luftstrom auf den Stein. Dabei wird der Knochen nach und nach freigelegt. Und wir können ihn danach genau analysieren.
Als er fertig ist, nimmt er den Knochen heraus und befreit ihn mit einem Pinsel von feinen Staubresten. Dann ist der nächste Knochenfund an der Reihe.
Nouga jubelt: Nun können wir endlich bestimmen, welchen Fischsaurier wir gefunden haben.
Aber Lizzie bremst ihn aus: Nein, Nouga. Dazu brauchen wir doch den Rat eines Spezialisten.
Robert Weis: Genau, Lizzie. Wir haben den Spezialisten schon angerufen. Er will in den nächsten Tagen einmal zu uns ins Labor kommen und sich euren Fund ansehen. Wir rufen euch an, sobald wir mehr wissen.
Lizzie und Nouga bedanken sich und gehen ganz aufgeregt nach Hause. Was wird es für ein Fischsaurier sein?
Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR), überarbeitet scienceRELATIONS
Illustrationen: Andy Genen
Foto: Shotshop
Infobox
Stenopterygius quadriscissus war ein Fischsaurier (Ichthyosauria). Ichthyosauria heißt wörtlich übersetzt „Fischechse“. Er lebte im Schelfbecken des Jurameeres in Nordwest- und Zentraleuropa. Forscher nennen das Gestein, in denen sie die Fossilien finden auch Posidonienschiefer. Es kommt in England, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und in der Schweiz vor. Stenopterygius quadriscissus lebte im unteren bis mittleren Jura, also vor etwa 190 bis 171 Millionen Jahren. Die Ichthyosaurier sind vor dem Ende der Kreidezeit ausgestorben, also noch vor den Dinosauriern auf dem Land.
Wenn Tiere oder Pflanzen sterben und auf den Grund eines Meeres, Sees oder Moors sinken, werden sie dort von Schlamm und Sand bedeckt. Die weichen Teile der Lebewesen werden schnell zersetzt. Die harten Teile aber bleiben länger erhalten. Über die Jahre legen sich immer mehr Bodenschichten ab. Diese drücken so fest auf die Reste der Lebewesen, dass sie sich verfestigen und zu einer Gesteinsschicht werden.
Durch Bewegungen der Gesteinsschichten, Wind und Wasser können Gesteinsschichten wieder abgetragen werden. Oder aber durch Bauarbeiten oder andere Grabungen. Dann kommen Millionen Jahre alte Fossilien wieder an die Oberfläche.
Bei Ausgrabungen müssen die einzelnen Funde nummeriert und die Fundorte genau bestimmt werden. Ein Fossil ohne Fundortangabe ist wertlos. Mit einem Fotoapparat können die Fossilien in ihrer ursprünglichen Lage festgehalten werden.
Wichtig ist es auch, die einzelnen Gesteinsschichten zu analysieren und darauf zu achten, in welcher Gesteinsschicht was gefunden wurde. Gesteinsschichten liefern uns nämlich Informationen zum Alter der Fossilien. So kann man wissen dass jene Gesteinsschicht z.B. ungefähr 100 Millionen Jahre alt ist und die andere ungefähr 60 Millionen Jahre. Wenn man nun einen Knochen in der einen Gesteinsschicht findet und einen anderen in der anderen, dann gehören diese Knochen nicht zu demselben Tier.