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Satelliten sprechen unterschiedliche Sprachen – was zu fatalen Fehlern im All führen kann. Frank Hermann vom SnT der Universität Luxemburg hat daher eine Übersetzungssoftware für Fernsehsatelliten entwickelt.
Dabei geht es nicht um die Übersetzung von Englisch nach Deutsch, sondern um die Übersetzung der Steuerungsprozeduren für die Satelliten. Satelliten im All sprechen nämlich je nach Hersteller unterschiedliche Programmiersprachen. Für Satellitenbetreiber wie SES ist dieses Sprachenchaos ein Problem.
Denn einerseits müssen die Mitarbeiter mehrere Programmiersprachen gleichzeitig beherrschen. Andererseits erhöhen die vielen Sprachen das Risiko von Programmierfehlern – wobei ein einziger Programmierfehler fatal sein kann. Des Weiteren müssen die Satellitenbetreiber für jede Programmiersprache Lizenzgebühren an den Hersteller zahlen. Das Sprachenchaos ist also auch noch teuer.
Dem Sprachenchaos ein Ende setzen
Der Satellitenbetreiber SES hat eine Open-Source-Sprache namens SPELL entwickelt, die sich als Standardsprache im All durchsetzen soll. Doch: Bisher sprechen die Satelliten kein SPELL.
Frank Hermann hat daraufhin mit seinem Team ein Übersetzungsprogramm entwickelt, das die jeweilige Sprache des Fernsehsatelliten vollautomatisch übersetzt. Sie nutzen hierfür ein mathematisches Modell, das eine 100% präzise Übersetzung ermöglicht - was eine Voraussetzung für die Anwendung im All ist.
Bisher hat SES mehrere Satelliten mit der Übersetzungssoftware ins All geschickt und bei einigen weiteren, die bereits im All schwirrten, wurde die Software erfolgreich online installiert. Bisher wurde die Übersetzung für Satelliten des Herstellers Astrium durchgeführt. Ab 2015 werden weitere Sprachen folgen.
Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR), Frank Hermann (SnT)
Video: MOAST
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Die Forscher haben die Übersetzungssoftware für den luxemburgischen Satellitenbetreiber SES entwickelt, der eine Flotte von mehr als 50 Kommunikationssatelliten für Fernseh- und Internetübertragungen betreibt.
SES hat sich bewusst dafür entschieden, SPELL als Open-Source-Programm zu entwickeln, damit auch andere Satellitenbetreiber in Zukunft auf SPELL zurückgreifen können. Es würde die Satellitenkontrolle weltweit erleichtern.
Die Forscher am SnT benutzen eine mathematische Methode zur automatisierten Transformation. Jede Prozedur wird nicht sofort in die Zielsprache übersetzt sondern zuerst als ein Netzwerkgraph dargestellt. Zu diesem Graph wird dann Fragment für Fragment (Puzzleteil für Puzzleteil) ein passender zweiter Graph für die Zielsprache erstellt, welcher dann zur gewünschten Ausgabeprozedur umgewandelt wird. Währenddessen wird für die Verbindung zwischen jedem Fragmentpaar (Paar von Puzzleteilen) in einem mittleren Graphen gespeichert – daher der Begriff triple graph (drei Graphen). Dieses mathematische Modell ist sehr präzise und eignet sich daher für die Anwendung.
So wie das mathematische Modell als Satelliten-Esperanto taugt, sind auch andere Anwendungsbereiche denkbar, wie Frank Hermann in Aussicht stellt: „So lange es sich um formale Sprachen, also Programmiersprachen handelt, ist mit triple graph transformationen vieles denkbar.“ Auf menschliche Sprachen ist das Programm freilich nicht anwendbar. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um formale Sprachen. Für menschliche Sprachen werden Übersetzungssysteme benötigt, die Wahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit vom Kontext errechnen.