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Von Old Space zu New Space: Zurzeit ändert sich vieles im Bereich Weltraumaktivitäten. Luxemburgs Space Resources-Initiative kommt scheinbar zur rechten Zeit.

Über Jahrzehnte hinweg konnten sich fast nur Staaten und ein paar große Satellitenunternehmen Weltraumaktivitäten leisten, wegen der enormen Kosten. Doch seit einiger Zeit vollzieht sich ein Wandel – vom „Old Space“ hin zum „New Space“, der zunehmend kommerziellen Nutzung des Weltraums. Immer mehr kleine Firmen und Start-Ups mischen mit im All, weil viele Technologien nach jahrzehntelanger Forschung mittlerweile günstiger und zugänglicher sind. 

Das schafft eine neue Dynamik: Die vielen Unternehmen helfen dabei, die Entwicklungen voran zu treiben – immer kleiner, immer besser, immer günstiger – was wiederum neuen Firmen und Start-Ups den Zugang erleichtert. Je mehr Player, desto mehr Möglichkeiten Geschäfte zu machen und desto schneller werden wiederum Entwicklungen vorangetrieben.

„In naher Zukunft werden Privatgelder die staatlichen um ein Vielfaches übersteigen“, meint Chris Lewicki, CEO von Planetary Resources. Experten sprechen vom Trillion-Dollar-Market, der im Weltraum entstehen wird. 

Hinzu kommt, dass Milliardäre und Visionäre wie Elon Musk (Space X), Sir Richard Branson (Virgin) oder Larry Page (Google) Millionen in diesem Bereich investieren. Und dann ist ja da noch das Ziel, bald den Mond zu bevölkern und Astronauten zum Mars zu befördern. Genügend Möglichkeiten und Anreize also.

Guter Zeitpunkt für eine Space Resources-Initiative

Vor diesem Hintergrund scheint es logisch: Wenn Luxemburg im Space Mining mitmischen will, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Denn diese Dynamik und die zunehmende Kommerzialisierung des Weltraums machen Szenarien realistisch, die noch vor einiger Zeit als Hirngespinste abgetan worden wären. „Es ist keine Frage, ob, sondern nur eine Frage, wann Space Mining stattfinden wird“, sagt Bill Miller, CEO von Deep Space Industries.

„Viele Szenarien sind keine Science Fiction – wir setzen sie bereits im Weltall um“, sagt Matteo Genna, CTO vom Satellitenbauer SSL. Hier ein paar Beispiele solcher Entwicklungen und Geschäftsmodelle:

Space X schoss vor Kurzem eine recycelte Rakete ins All, die anschließend wieder sicher auf der Erde landete - der Anfang einer Entwicklung, die teure Raketenstarts erschwinglicher machen wird (die Kosten von Raketenstarts sind die größte Hürde für Weltraumaktivitäten). Die Robotik ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man Satelliten bald im All reparieren oder gar aufbauen kann. Während Satellitenhersteller wie SSL oder Boeing tonnenschwere Satelliten produzieren, die SES für mehrere hundert Millionen kauft und in die Umlaufbahn schickt, verdient das Kleinunternehmen Planetary Resources sein Geld mit ca. zehn Kilo schweren, um ein Hundertfaches günstigeren Satelliten, die Erdbeobachtungen (und später dann Asteroidenbeobachtungen) durchführen. Die Firma Made in Space wird u.a. dafür bezahlt, im Weltall Abfälle in ihrem 3D-Drucker zu verarbeiten. Die Firma Audacity will ein Kommunikationssystem im All etablieren, damit die immer zunehmende Zahl an Satellitenbetreibern besser mit ihren Satelliten kommunizieren können. Das Unternehmen LeoLabs will eine Kartographie erstellen, damit Satellitenbetreiber besser ausrechnen können, ob und wann ein Satellit eventuell von Weltraumschrott getroffen werden könnte – um besser ausweichen zu können.

Optimismus auf der einen Seite, Skepsis auf der anderen

Science.lu war bei der Wirtschaftsmission von Wirtschaftsminister Etienne Schneider in den USA dabei, um sich ein Bild von der Space Resources-Initiative zu machen. Wenn man den Ingenieuren aus dem Silicon Valley so zuhört,  verspürt man grenzenlosen Optimismus. Die Welt außerhalb des Silicon Valley scheint jedoch noch skeptischer zu sein – aber auch neugierig. So schickten beispielsweise die New York Times, der Guardian oder TV5 Journalisten, um über das luxemburgische Vorhaben zu berichten. Die ganze Welt schaut verblüfft nach Luxemburg.

Die Rolle von Luxemburg

Doch weshalb braucht es überhaupt einen Staat wie Luxemburg, der interveniert – wenn es doch die Kleinunternehmen sind, die gerade für eine neue Dynamik sorgen?

Public-Private-Partnerships spielen eine wichtige Rolle im New Space

Start-Ups und kleinere Firmen sind auf Kapital und auf Knowhow angewiesen. Staaten können Anschubs-Finanzierungen genehmigen und Kooperationen mit der öffentlichen Forschung unterstützen. Der luxemburgische Staat hat u.a. in Ispace, Planetary Resources und Deep Space Industries investiert, die sich im Gegenzug in Luxemburg ansiedeln. Ispace kooperiert bereits mit dem öffentlichen Forschungsinstitut LIST, Planetary Resources wurden Forschungsbeihilfen in Aussicht gestellt.

Luxemburgische New Space-Weltraumagentur 

Folgerichtig erscheint somit auch die Ankündigung von Wirtschaftsminister Etienne Schneider, eine luxemburgische Weltraumagentur zu gründen, die auf diesen Wandel von Old Space zu New Space eingestellt ist: „Ziel ist es nicht, eine Weltraumagentur aufzubauen wie die ESA oder die NASA, die riesige Geldmengen verschlingen und wo nachher kein wirtschaftlicher Ertrag für die Staaten herauskommt. Bei der luxemburgischen Weltraumagentur geht es darum, sich auf die wirtschaftliche Entwicklung im Bereich Space Resources zu fokussieren. Und dies am liebsten mit privatem Kapital und so wenig Steuergeldern wie möglich“, sagte Etienne Schneider im Silicon Valley vor Vertretern der Presse. Die 70 bis 100 Millionen Steuergelder, die in den Space Resources-Fonds investiert werden sollen, sollen sich also langfristig auszahlen – so die Idee. 

Staaten können juristische Sicherheit bieten

Zudem spielen Staaten eine wichtige Rolle, weil sie Wirtschaftsunternehmen juristische Sicherheiten bieten können. Bisher ist z.B. im heute gültigen internationalen Space Treaty von 1969 nicht geklärt, ob sich Unternehmen Materialien aneignen dürfen, die sie einem Himmelskörper entnommen haben – ein Problem für den Asteroidenbergbau. Deshalb haben die USA 2016 ein Gesetz verabschiedet, das diese Besitzverhältnisse regeln soll. Luxemburg soll ganz bald folgen und wäre somit das erste europäische Land mit solch einem Gesetz. Langfristig muss wohl die internationale Staatengemeinschaft den Space Treaty anpassen. Doch es wird so oder so noch eine Weile dauern, bis die ersten Unternehmen tatsächlich Asteroidenbergbau betreiben.

Wann wird Space Mining denn nun endlich stattfinden?

Experten sprechen von einem Start in 20 bis 30 Jahren. Weshalb es noch so lange dauern wird, was bis dahin noch erforscht und verbessert werden muss und wie sich Firmen bereits heute damit beschäftigen – darüber publizieren wir in den nächsten Wochen eine Serie auf science.lu.

Haben Sie weitere Fragen zum Projekt? Dann schreiben Sie uns (info@science.lu). Wir versuchen, diese Fragen in die Artikelserie einzubauen.

Autor: Jean-Paul Bertemes
Foto © 3dmentat/Shotshop.com

 

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