(C) Uwe Hentschel
Männer sind entschlossen, Frauen diplomatisch. Männer sind zielstrebig, Frauen dafür verständnisvoller. Männer haben ein ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen, während Frauen damit kämpfen, ihr Auto rückwärts in eine Parklücke zu setzen. Männer und Frauen unterscheiden sich also nicht nur aufgrund ihrer Geschlechtsorgane, sondern auch durch ihre Eigenschaften und Fähigkeiten. „Das ist so und damit basta!“, würde ein Mann jetzt sagen. Und die Frau würde verständnisvoll nicken. Doch stimmt das wirklich?
Carole Blond-Hanten, die am Centre d’Etudes de Populations, de Pauvreté et Politiques Socio-Economiques (CEPS/Instead) in Esch-sur-Alzette arbeitet, bezweifelt das. Die Soziologin, die auf dem Gebiet der Gleichstellung von Geschlechtern in Luxemburg forscht, kennt viele Rollenklischees. Doch das Wissen allein reicht nicht. „Die Gender Stereotypes sind so stark, dass selbst die Wissenschaft sie nicht brechen kann“, sagt sie.
Geschlechterstereotype ziehen sich durch alle Lebensbereiche
Blond-Hanten und vier weitere Soziologinnen und Wirtschaftswissenschaftlerinnen des CEPS/Instead versuchen es dennoch. Sie werden bei den Researchers’ Days des FNR mit einem Science Café vertreten sein. Der Titel, den sich die Soziologinnen für ihr Café ausgedacht haben, dürfte auch bei einem Großteil des luxemburgischen Parlaments auf Interesse stoßen. Er lautet: Männer sind nicht für Politik gemacht!
„Wir wollten einen eher lustigen Ansatz, der hellhörig macht, und haben deshalb das Stereotyp über Frauen einfach gedreht“, erklärt sie. Wobei sie und ihre Kolleginnen nicht näher darauf eingehen, inwieweit an diesem umgedrehten Rollenklischee womöglich doch etwas dran sein könnte. Tatsache ist aber, dass sich diese Stereotype durch sämtliche Domänen ziehen. Sei es Politik, Bildung, Arbeitsmarkt oder aber Familie. Und im Rahmen des Science Cafés sollen diese und noch weitere Themenfelder behandelt werden.
Geschlechterrollen grenzen im Denken und Handeln ein
Der Ablauf der Veranstaltung ist einfach: Ein gedrehtes Geschlechterstereotyp wird in den Raum gestellt. Wie zum Beispiel, dass Frauen mehr verdienen als Männer oder aber dass Mädchen besser in Mathematik sind als Jungs. Mittels elektronischer Abstimmung können die Zuschauer dann entscheiden, ob dieses Klischee zutrifft oder nicht. Das danach präsentierte Ergebnis soll für eine rege Diskussion sorgen, die wiederum durch wissenschaftliche Erkenntnisse aus meist eigenen Forschungen und Studien der fünf Wissenschaftlerinnen untermauert wird.
„Was wir damit auch erreichen wollen, ist das Bewusstsein von Mädchen und Jungen zu erhöhen, ihre jeweiligen Geschlechterrollen zu erkennen, die sie womöglich - und unnötigerweise - in ihrem Denken und Handeln eingrenzen“, sagt Eva Sierminska, die ebenfalls zum Team gehört. Es gehe weniger darum, zu debattieren, ob Mädchen und Jungs, Frauen und Männer gleich sind, sondern vielmehr darum, die Teilnehmer zu sensibilisieren. Und zwar dafür, dass beiden Geschlechtern der gleiche Zugang zu schulischen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen Diensten der Gesellschaft gewährleistet werden soll. „Im Prinzip ist das selbstverständlich“, sagt Carole Blond-Hanten, „in der Praxis aber noch lange nicht.“
Autor: Uwe Hentschel
Foto: Uwe Hentschel
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