Natasha Kuhlmann
Vor 200 Millionen Jahren brach der Superkontinent Pangaea auseinander und der Mittelatlantische Ozean öffnete sich. Dieses Ereignis führte zur Bildung tiefreichender Brüche in der Erdkruste, die von katastrophalen Erdbeben und den größten Vulkanausbrüchen (Zentralatlantische Magmenprovinz / CAMP) in der Erdgeschichte begleitet wurden. Nach heutigem Kenntnisstand war der Vulkanismus Schuld an einem der größten Aussterbeereignisse der Erdgeschichte (80% aller Tier- und Pflanzenarten wurden ausgelöscht).
Natascha Kuhlmann untersucht in ihrer vom FNR (Fonds National de la Recherche du Luxembourg) finanzierten Doktorarbeit an der Universität Bonn detailliert diesen besonders interessanten Zeitabschnitt zwischen Trias und Jura mit seinen globalen Veränderungen der Umweltverhältnisse und erforscht deren Ursachen.
Erdbeben und Vulkanausbrüche haben ihre Spuren hinterlassen
Die Erdbeben haben ihre Spuren in den Sedimenten der oberen Trias in Luxemburg und in der Umgebung hinterlassen. In einem Aufschluss in Junglinster und in mehreren Bohrkernen u. a. im Tunnel Grouft (Autobahn zwischen Luxemburg und Mersch) konnte das Bonner Forschungsteam deformierte Sedimente nachweisen, deren Entstehung auf starke Erdbeben zurückzuführen ist und die als “Seismite“ bezeichnet werden.
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat diese Beobachtungen europaweit bestätigt und diese deutlichen Nachweise für das Auseinanderbrechen von Pangaea in der renommierten Fachzeitschrift Geology (doi 10.1130/G36444.1) veröffentlicht.
Die Ergebnisse aus Luxemburg nehmen damit für die Interpretation dieser geologischen Apokalypse vor ca. 200 Millionen Jahren eine Schlüsselposition ein! Nach den Spuren der Vulkanausbrüche (z. B. Aschen) wird in Luxemburg weiter gesucht.
Spuren eines gewaltigen Tsunamis und Asteroideinschlag
Bei den Profilaufnahmen fiel eine Schichtenfolge mit einem sehr exotischen, stark gestörten Sedimentgefüge auf, den die Arbeitsgruppe in Bonn als Ablagerung eines gewaltigen Tsunami interpretiert. (https://gsa.confex.com/gsa/2014AM/webprogram/Paper243248.html) Diesen schreibt sie dem Einschlag eines ca. eineinhalb bis zwei km großen Asteroiden zu, der am Südrand des Pariser Beckens stattgefunden hat und der den ca. 65-70 km durchmessenden Krater von Rochechouart bei Limoges gebildet hat.
Dieses Impakt-Ereignis hat für die gesamte Region West- und Mitteleuropas eine wesentliche Rolle in der erdgeschichtlichen Entwicklung gespielt.
Das Auseinanderbrechen mit der Bildung tiefer Grabenstrukturen mündete im gesamten Mittelatlantik in den stärksten Vulkaneruptionen aller Zeiten. Mittlerweile werden diese als Hauptursache für das plötzliche Aussterben zahlreicher Tier-und Pflanzengattungen verantwortlich gemacht.
(Kuhlmann und Thein 2014)
Paleogeographische Karte vor 200 Millionen Jahren. Aufbrechen des Superkontinentes Pangaea.
Rot dargestellt sind die Basalte der Zentralatlantischen Magmenprovinz. Der Kreis umgrenzt das Untersuchungsgebiet des Pariser Beckens mit dem Meteoritenkrater von Rochechouart.
(Kuhlmann und Thein 2014)
Bohrkern aus dem Autobahntunnel Grouft
Rote horizontal geschichtete Ton- und Siltsteine der obersten Trias (Rhät) sind durch Rutschungen bei einem Erdbeben gefaltet und zerschert worden. Sie bilden einen sogenannten “Seismit“.
Autor: Natasha Kuhlmann (Uni Bonn)
Photo © Natasha Kuhlmann (Geologische Aufnahme des Bohrkerns Geyershof)
Infobox
N. Kuhlmann and J. Thein (2014): Development of Late Triassic Paleoenvironment in the Northeastern Paris Basin under special consideration of the End-Triassic Mass- Extinction Event (ETE). - GSA Annual Meeting in Vancouver, British Columbia, Canada, GSA Abstracts with Programs Vol. 46, No. 6. (Paper No. 42-3). Link
Sofie Lindström, Gunver Krarup Pedersen, Bas van de Schootbrugge, Katrine Hovedskov Hansen, Natascha Kuhlmann, Jean Thein, Leif Johansson, Henrik Ingermann Petersen, Carl Alwmark, Karen Dybkjær, Rikke Weibel, Mikael Erlström, Lars Henrik Nielsen, Wolfgang Oschmann and Christian Tegner (2015): Intense and widespread seismicity during the end-Triassic mass extinction due to emplacement of a large igneous province. - GEOLOGY, Volume 43, Number 5, 2015 (doi: 10.1130/G36444.1).