(C) University of Luxembourg
Die moderne Kommunikations- und Informationstechnologie (ICT) steuert unsere Welt: Ob Industrieanlagen, Banken, Verkehrssysteme oder öffentlicher Verwaltung – überall sind wir auf das reibungslose Zusammenspiel von Computern, Software und Datentransfer angewiesen.
Diese Komplexität bietet enorme Chancen, sorgt aber auch für Risiken, wie Paulo Veríssimo erläutert: „Dadurch, dass ICT-Systeme miteinander verknüpft sind, lassen sich unter Umständen Schadprogramme einschleusen. Sie können im schlimmsten Fall nicht nur die Software manipulieren, sondern sogar die physische Infrastruktur – Fabrikanlagen, Stromnetze oder Rechnersysteme – beschädigen.“
Renommierter Computerwissenschaftler wechselt von Lissabon nach Luxemburg
Zwar seien in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen worden, um Computerprogramme besser vor Angriffen zu schützen, aber hier bestehe großer Forschungs- und Entwicklungsbedarf, so Veríssimo weiter: „Dazu will ich mit meinem Team, das ich am SnT aufbaue, einen signifikanten Beitrag leisten.“
Prof. Dr. Paulo Veríssimo hat in diesem Monat seine Forschungstätigkeit am Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) der Universität Luxemburg aufgenommen. Der renommierte Computerwissenschaftler konnte dank eines mit 5 Mio. Euro dotierten PEARL-Grants des Fonds National de la Recherche (FNR) für einen Wechsel von der Universität Lissabon nach Luxemburg gewonnen werden.
Forschungsschwerpunkt: Sicherheit und Zuverlässigkeit von kritischen Informations-Infrastrukturen
„Am SnT finde ich optimale Rahmenbedingungen, um meine wissenschaftlichen Themen voranzutreiben “, sagt Veríssimo. Sein Forschungsschwerpunkt sind Informations-Infrastukturen, die von zentraler Bedeutung für die Funktionsfähigkeit von Staat, Gesellschaft oder Wirtschaft sind (Critical Information Infrastructures, CII). „Gerade für Luxemburg als Banken- und Dienstleistungsstandort sowie Sitz vieler europäischer Institutionen haben Sicherheit und Zuverlässigkeit von CIIs enorme Bedeutung“, so Veríssimo.
Die Bedeutung von Veríssimo Forschungsthema betont auch SnT-Direktor Prof. Dr. Björn Ottersten: „In der ICT-Forschung, aber auch bei unseren Partnern aus Wirtschaft und öffentlichem Sektor hat die Sicherheit von Informations-Infrastrukturen in jüngster Zeit immer mehr Aufmerksamkeit gewonnen. Es besteht Handlungsbedarf. Wir sind sehr stolz, dass mit Paulo Verissimo einen der Pioniere auf diesem Feld für das SnT und Luxemburg begeistern konnten.“
Finanzielle Unterstützung durch PEARL-Programm des FNR
Dabei hat auch der FNR eine zentrale Rolle gespielt. Dessen Generalsekretär Dr. Marc Schiltz freut sich, dass sich das PEARL-Programm erneut für einen international renommierten Forscher als attraktiv erwiesen hat: „Prof. Veríssimos Reputation und das von ihm vorgestellte Arbeitsprogramm haben uns und unser Gutachtergremium davon überzeugt, dass er ausgestattet mit einem PEARL-Grant des FNR nach Luxemburg kommen sollte.“
Autor: Universität Luxemburg
Photo © Universität Luxemburg
Infobox
Der gebürtige Portugiese Paulo Veríssimo hat 1990 in in Elektro- und Computeringenieurwesen an der Technischen Universität Lissabon promoviert. Vor seinem Wechsel nach Luxemburg hatte er eine Professur am Department of Computer Science and Engineering an der Universität Lissabon inne. Zudem war er außerordentlicher Professor am ECE Department der Carnegie Mellon Universität. Seit 2011 war Veríssimo in den Leitungsgremien der Universität Lissabon tätig, bereits seit 2009 war er im Rat der wissenschaftlichen Fakultät. Veríssimo leitete als Direktor das Large-Scale Informatics Systems Laboratory, LaSIGE. Der Computerwissenschaftler ist Mitglied im Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) und in der Association for Computing Machinery (ACM), Vorsitzender in der International Federation for Information Processing (IFIP)-Arbeitsgruppe 10.4 „Dependable Computing and Fault-Tolerance” und stellvertretender Vorsitzender im Steuerungskommitee der Dependable Systems and Networks (DSN)-Konferenz.
Das im Jahr 2009 von der Universität Luxemburg gegründete SnT ist ein international führendes Forschungsinstitut für die Sicherheit, Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT). Zusammen mit seinen Partnern etabliert es Luxemburg in diesem Feld als ein europäisches Exzellenz- und Innovations-Zentrum. Um größtmögliche Wirkung zu entfalten, verfolgt das SnT einen interdisziplinären Forschungsansatz, der nicht nur technische Aspekte berücksichtigt, sondern auch Themen aus Wirtschaft, Recht und Geisteswissenschaften. Mit seinem Partnership-Programm fördert SnT die Entwicklung innovativer Ideen, ermöglicht Forschungskooperationen mit etablierten Partnern aus der Industrie und dem öffentlichen Sektor ebenso wie mit Start-ups und vertieft so nachhaltig Luxemburgs Kompetenz im ICT-Bereich. Mehr Infos unter www.uni.lu/snt
Seit 1999 fördert der Fonds National de la Recherche (FNR) die Entwicklung einer Vielfalt an Wissen und Expertise in Luxemburg. Im Laufe der zehn Jahre seiner Existenz hat der FNR konstant in die Verbesserung des Forschungsumfelds im Großherzogtum investiert, nicht zuletzt um im internationalen Vergleich zu bestehen. Die Instrumente des FNR decken inklusive Geistes- und Sozialwissenschaften alle wissenschaftliche Bereiche ab. Hierbei werden jedoch strategisch wichtige Forschungsdomains hervorgehoben. Ein Performance Contract, abgeschlossen mit dem Ministerium für höhere Bildung und Forschung, bildet den finanziellen Rahmen für die strategischen Ziele des FNR. Während der vergangenen Jahre hat der FNR so zahlreiche thematische und strukturelle Finanzierungsmaßnahmen entwickeln können, um das Ansehen Luxemburgs als Forschungsstandort zu fördern. www.fnr.lu