(C) Michael Osterrieder/Shotshop

Viren sind in Protein verpackte schlechte Nachrichten“, schrieb einst, überaus treffend, der Medizin/Physiologie Nobelpreisträger Sir Peter Medawar. Dass man diese mikroskopisch kleinen Krankheitserreger „Virus“ genannt hat, erklärt eigentlich schon alles: Der Name stammt vom lateinischen Wort für Gift.

Dringt ein Virus in eine Körperzelle - menschlich, tierisch oder pflanzlich – ein, kann es die normalen Zellfunktionen ganz schön durcheinanderbringen. Viren zwingen sozusagen die Zelle, in ihrem Inneren neue Viren herzustellen. Gibt es deren genügend, endet der Prozess häufig mit dem Tod der Zelle: Sie zerplatzt und setzt damit die Viren frei.

Viren hinterlassen oft ein Feld der Zerstörung

Das Virus hat somit sein Ziel erreicht: Gemeinsam mit seinen neuen Kollegen geht es weiter zu den Nachbarzellen zum Infizieren. Außerdem können Viren von einem Wirt zum nächsten überspringen – viele sind hoch ansteckend. Wie verheerend so ein Virus ist, hängt von seinem Typus ab.

„Ein Virus mit einer kurzen Inkubationszeit (d.h. die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome) ist weniger gefährlich als eines, das sich erst nach Monaten oder gar Jahren bemerkbar macht“, erklärt Prof. Dr. Claude P. Muller, Leiter des Luxemburger Instituts für Immunologie.

Dabei wird nicht nur das  Wohl des einzelnen Patienten berücksichtigt, sondern auch das der Gesamtbevölkerung. Denn je schneller eine Krankheit identifiziert werden kann, umso schneller kann sie behandelt werden. Im Endeffekt wird dadurch auch das Ansteckungsrisiko erheblich gemindert.

Theoretisch sind die meisten Viren-Erkrankungen entweder heilbar oder es kann ihnen, wenn man das Virus genau kennt, mit Impfungen vorgebeugt werden. Doch dazu muss man auf Zack sein, denn manche Viren (wie z.B. Grippe-Erreger) können auf rasante Art und Weise ihre Struktur und Eigenschaften verändern.

Viren haben aber auch Vorteile...

Genau die Fähigkeiten, die ein Virus so verheerend machen können, werden heutzutage in der modernen Medizin zum Hoffnungsträger. Denn Viren kann man mittlerweile so ziemlich nach Belieben „herstellen“. Dabei ist es nicht der eigentliche „Viren-Körper“ selbst der verändert wird, sondern sein Erbmaterial (DNA oder die ihr ähnliche RNA).

Die Wissenschaftler hängen einfach ein paar Stücke mehr dran; diese Gene werden dann genau wie der Rest des Virusmaterials in den infizierten Zellen vervielfältigt und dienen dort als Bauplan für Proteine. Von diesen Proteinen wiederum verspricht man sich in Zukunft die Heilung von so einigen Krankheiten; sie sind „biologische Medikamente“, mit denen auch bereits erste Erfolge verzeichnen wurden.

Autor: Liza Glesener
Foto: ©Michael Osterrieder/Shotshop.com

Auch interessant

SCIENCE CHECK Ziel mir keng: Wie schlimm sind Antibiotikaresistenzen?

Es gibt weltweit immer mehr Bakterien, die resistent gegen Antibiotika sind. Wieso entstehen Resistenzen? Wie ist die Si...

FNR
Science-Check Sind Antibiotikaresistenzen in Luxemburg unter Kontrolle?

Der übermäßige Gebrauch von Antibiotika hat zu einer besorgniserregenden Zunahme resistenter Bakterien geführt. Haben di...

FNR
Porträt „Eine Errungenschaft für Luxemburg und unsere Forschungsgruppe“

Wissenschaftler des Luxembourg Institute of Health (LIH) wurden mit einem Prix Galien für ihren herausragenden Beitrag z...

LIH

Auch in dieser Rubrik

Ernährung der Zukunft - Teil 4 Liegt die Lösung im Wasser?

Wird über Ernährung debattiert, dreht sich oft alles um die Landwirtschaft. Dabei stammen schon heute viele unserer Lebensmittel aus dem Wasser. Und es könnte noch viel mehr werden.

FNR
Ernährung der Zukunft – Teil 3 Wie könnte die Landwirtschaft der Zukunft aussehen?

Konventionell, Bio oder ganz anders? Wie können uns moderne Technik und KI helfen, die dringendsten Probleme der Landwirtschaft zu lösen? Diesen Fragen gehen wir in diesem dritten Teil unserer Artike...

FNR
Ernährung der Zukunft – Teil 2 Proteinwende: Neue Quellen für die Baustoffe des Körpers

In diesem Teil unserer 4-teiligen Artikelserie wenden wir uns den Proteinen zu – und der Frage nach, wie wir uns damit in Zukunft nachhaltig versorgen könnten.

FNR