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Als Christophe Hissler 14 war, stellte ihm sein Wissenschaftslehrer einen Granitstein und einen Sandstein vor die Nase. Von dem Moment an war er fasziniert von Gesteinen und wusste, dass er in diesem Bereich arbeiten will. Dass er in Luxemburg landen würde, war aber nicht geplant.
Christophe Hissler, sie sind im Elsass geboren und arbeiten nun beim Luxembourg Institute of Science and Technologie (LIST, ehemals CRP Gabriel Lippmann) in Luxemburg. War das alles so geplant?
Nein. Nach meinem Studium der Geochemie in Straßburg habe ich zuerst für eine Firma gearbeitet. Dort habe ich die Qualität von Böden und Gewässern analysiert. Anschließend bot sich mir die Möglichkeit, ein Doktorat zu machen. Während meiner Doktorarbeit untersuchte ich Gebiete, die durch die Industrie mit Quecksilber verseucht sind. Ich überprüfte, wie dieses giftige Schwermetall in den Boden gelangt und von dort aus in die Gewässer. Danach ging ich für mein Post-Doktorat nach Brasilien, um dort auch an Schwermetallen zu forschen. Und erst dann bin ich nach Luxemburg gekommen. Im Endeffekt auch deshalb, weil meine Frau hier bereits arbeitete.
Und an was forschen sie nun hier in Luxemburg?
Mein Team erforscht die Böden hier in Luxemburg. Wir gehen raus und nehmen Bodenproben. Dann analysieren wir diese chemisch. D.h. wir kucken, welche chemischen Stoffe in diesem Boden zu finden sind, was von Ort zu Ort verschieden ist. Dabei achten wir besonders auf die sogenannten Schwermetalle. Wir analysieren den Boden aber auch physikalisch, indem wir z.B. testen, wie gut Wasser in dem Boden abläuft oder aufgenommen wird.
Was ist das Ziel?
Wir arbeiten sehr eng mit den Gewässer-Forschern zusammen. Wir wissen: Wenn in einem bestimmten Boden eine hohe Konzentration an einem Schwermetall ist, dann ist auch in den Gewässern eine hohe Konzentration. So können wir also herausfinden, wo ein Wasser herkommt, durch welche Gebiete es läuft, ob es eventuell mit Schwermetallen vergiftet ist. Unsere physikalischen Messungen helfen z.B. im Fall von heftigem Regenfall vorauszusagen, in welchen Regionen große Überschwemmungsgefahr besteht, weil die Böden weniger Wasser aufnehmen.
Ihre Forschung dient also direkt den Einwohnern Luxemburgs?
Ja. Wir arbeiten auch sehr eng mit der luxemburgischen Ackerbauverwaltung zusammen. Wir helfen z.B. dabei, europäische Normen zur Einhaltung von Nitrat-Werten umzusetzen. Außerdem erlaubt unsere Forschung, den Wasserzyklus besser zu verstehen und genauer vorherzusagen, wann die Grundwasserreserven über die verschiedenen Jahreszeiten zu- oder abnehmen.
Arbeiten sie hauptsächlich draußen oder im Labor?
Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich im Büro. Als Chef meiner Einheit muss ich unsere Forschung planen; kucken, was wissenschaftlich sinnvoll ist, wie wir uns finanzieren können. Ich versuche aber so viel wie möglich im Labor zu sein und auch draußen Bodenproben zu nehmen, um den praktischen Teil nicht zu verlernen und immer auf dem neuesten Stand der Möglichkeiten zu bleiben.
Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR)
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