(C) NCER-PD

v.l.n.r. Jean-Yves Ferrand, Valérie Piren, Dr. Michel Nathan, Sylvie Mahowald, Michelle Kerschenmeyer und Prof. Rejko Krüger

Bewohner der Region Esch-Alzette können jetzt vor ihrer Haustür an der Luxemburger Parkinson-Studie teilnehmen

Am 1. September 2016 startete das Centre Hospitalier Emile Mayrisch (CHEM) in Esch-sur-Alzette eine neue Initiative, um die Parkinsonforschung des National Centre of Excellence in Research on Parkinson’s Disease (NCER-PD) zu unterstützen.

Ein wichtiger Teil dieser Forschung ist eine grosse nationale Parkinson-Studie, bei der sowohl Parkinson-Patienten und gesunde Freiwillige mitmachen können. Sie soll Klarheit darüber verschaffen, wie Patienten am besten behandelt werden können und wie die Krankheit frühzeitig erkannt werden kann. 

Eigens für Studie hergerichtete Räumlichkeiten am CHEM ermöglichen, dass Teilnehmer aus dem Süden nun auch in Esch-sur-Alzette untersucht werden können und somit keine langen Fahrten in die Parkinson-Forschungsklinik am Centre Hospitalier in Luxemburg-Stadt zurückgelegen müssen.

„Die Neurologen vom CHEM und aus dem ganzen Land unterstützen diese Studie und auch aktiv die Rekrutierung von Teilnehmern. Wir sind sehr froh darüber, dass ein Forschungsprogramm von diesem hohen Niveau und internationalem Ruf in Luxemburg durchgeführt wird“, erläutert Dr. Alexandre Bisdorff, Neurologe am CHEM und Vorsitzender der luxemburgischen Neurologiegesellschaft, die Motivation das Projekt jetzt auch aktiv in Esch-sur-Alzette zu unterstützen.

Teilnahme in der Nähe von Esch-Alzette

Ein Neurologe, ein Neuropsychologe und eine Krankenschwester des NCER-PD Flying Team führen ab jetzt einmal in der Woche in der Maison Bessemer des CHEM ihre Tests durch. Die Blut-, Urin- und Speichelproben der Teilnehmer werden dann im Flying Team Mobil, das Anfang des Jahres von der Fondation Losch gespendet wurde, fachgerecht gelagert und an die Biobank in Luxemburg (IBBL) transportiert. Hier werden sie für das Forschungsprogramm verarbeitet und aufbewahrt.

Mit dem Angebot, dass sich Patienten ganz in der Nähe ihres Wohnortes untersuchen lassen können, erhoffen sich die Forscher in Zukunft auch Patienten zu erreichen, für die eine Teilnahme bisher nicht möglich war. „Eine rege Beteiligung ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Studie. Dank der großzügigen Unterstützung des CHEM kommen wir unserem Ziel 800 Patienten in die Studie einzuschließen wieder einen Schritt näher“, sagte Prof. Rejko Krüger, der die Studie als Neurologe am CHL und Forscher an der Universität Luxemburg leitet.

Parkinson-Studie: “Da stand für mich fest: Da mache ich mit!”

Dies überzeugte auch Sylvie Mahowald aus Pontpierre, die als erste Patientin in der neuen Parkinson-Forschungsklinik in Esch-sur-Alzette an den Untersuchungen teilnahm. “Ich habe die Entwicklung der Luxemburger Parkinson Studie schon von Anfang an verfolgt. Als ich hörte, dass eine Teilnahme jetzt auch in Esch möglich ist, stand für mich fest: Da mache ich mit!” erklärt Sylvie Mahowald, der das Ziel des NCER-PD Forschungsprogrammes neue Möglichkeiten der Frühdiagnose am Herzen liegt: “Bei mir hat es über ein Jahr gedauert, bis die Diagnose Parkinson vor 13 Jahren endgültig feststand. Und erst wenn man seinen Feind kennt, kann man ihn auch bekämpfen.”

Seitdem setzt sich die 59-jährige für die Aufklärungsarbeit in der Patientenvereinigung Parkinson Luxembourg ein und kommuniziert offen über ihr aktives Leben mit der Krankheit: “In der Gesellschaft gibt es immer noch Vorurteile, wenn ein junger Mensch zittert oder sich langsam bewegt. Man wird dann schnell abgestempelt, weil niemand daran denkt, dass Parkinson auch junge Menschen treffen kann.”

Patientin schreibt Buch über Leben mit Parkinson

Daher hat die selbsterklärte Optimistin die Geschichte von verschiedenen Parkinson-Patienten in dem Buch “Unser Leben mit Parkinson und wie es vorher war” festgehalten, mit dem sie auch anderen Patienten Mut machen möchte. Sylvie Mahowald: “Aufgeben war für mich nie eine Option! Das Leben mit Parkinson verändert sich zwar, aber es ist keinesfalls vorbei. Dass ich jetzt viel male, schreibe und aktiv in der Forschung teilnehme, hätte ich mir vorher sicher nicht träumen lassen.“

Letzteres möchte sie anderen Patienten und auch Menschen ohne Parkinson, die als Kontrollpersonen fungieren können, nahelegen: “Investiert zwei Stunden in die Forschung! Nur so können neue Therapien- und Diagnosemöglichkeiten entwickelt werden.”

Das NCER-PD Team sucht weiterhin Teilnehmer, die bereit sind sich wie Sylvie Mahowald für das Forschungsprogramm untersuchen zu lassen. Weitere Informationen und Terminabsprachen, auch für die Untersuchungen am CHEM, unter +352 4411 4848 oder parkinson@chl.lu

Autor: NCER-PD (www.parkinson.lu
Fotos: NCER-PD (v.l.n.r. Jean-Yves Ferrand, Valérie Piren, Dr. Michel Nathan, Sylvie Mahowald, Michelle Kerschenmeyer und Prof. Rejko Krüger).

 

 

Infobox

Das NCER-PD Forschungsprogramm

Das Parkinson-Forschungszentrum, oder „National Centre of Excellence in Research“ (NCER),  ist eine 8-Jährige Förderinitiative vom Fonds National de la Recherche (FNR). Mit beteiligt sind in erster Linie die Universität Luxemburg mit dem Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB), das Institut IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg), das Luxembourg Institute of Health (LIH) und der Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL).

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