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Lizzie und Nouga haben in einem alten Steinbruch einen tollen Fund gemacht – Knochen eines Fischsauriers. Die Paläontologen Robert Weis und Alain Faber vom Naturhistorischen Museum sind gekommen, um die Fundstelle genauer zu untersuchen.
Die Wissenschaftler haben Hammer und Meißel dabei und beginnen vorsichtig, das Gestein um den Knochen herum zu lockern. Dabei tragen sie Lederhandschuhe zum Schutz der Hände, eine Schutzbrille gegen Steinsplitter und einen Helm.
Lizzie: Gehen die Knochen nicht kaputt, wenn wir mit Hammer und Meißel klopfen?
Alain Faber: Wir müssen gut aufpassen und lieber weniger als zu viel Stein abtragen. Aber ohne Hammer und Meißel bekommen wir den harten Stein ringherum nicht durchbrochen.
Langsam, aber sicher haben sie einen ganzen Brocken aus dem Stein herausgeschlagen. Nun erkennt man etwas besser, was Lizzie gefunden hat.
Nouga: Das ist ja ein Kopf!
Alain Faber nickt. Das ist ein erstaunlicher Fund.
Er fotografiert die Stelle, macht sich einige Notizen und umwickelt schließlich den Gesteinsbrocken mit den fossilen Knochen in Zeitungspapier. Dann legt er ihn vorsichtig zum Transport in eine Kiste.
Alain Faber: Wir werden diese Knochen nun im Labor genauer analysieren.
Nouga: Wissen sie schon, welcher Saurier das ist?
Robert Weis: Nein. Wir sehen bloß, dass es sich um einen Fischsaurier handelt. Das siehst du an der Form des Kopfes. Um zu wissen, welcher es genau ist, müssen wir einen Spezialisten rufen. Aber vorerst müssen wir schauen, ob wir nicht noch mehr finden. Kommt, ihr könnt uns ein wenig beim Ausgraben helfen.
Das lassen sich Lizzie und Nouga nicht zweimal sagen. Tatsächlich finden sie auch noch fossile Muschelreste. Die beiden Paläontologen erklären ihnen, dass dort, wo sie sich befinden vor vielen Millionen Jahren ein Meer gewesen ist.
Robert Weis zeigt ihnen einen weiteren Fund.
Es ist eine keilförmige Versteinerung, aus der etwas herauszuragen scheint, ein Belemnit. Belemniten sind Verwandte der heutigen Tintenfische.
Nouga: Wow, die sehen aber krass aus. Ich habe noch etwas gefunden, schaut mal. Das sieht aus wie ein Wirbelknochen.
Alain Faber schaut sich den Knochen näher an.
Alain Faber: Ja, stimmt, das ist ein Wirbel. Und er liegt in derselben Bodenschicht wie der Kopf. Es kann also sein, dass er von demselben Tier stammt.
Am Ende des Tages haben Lizzie, Nouga und die beiden Wissenschaftler insgesamt vier Knochen gefunden und ein paar andere Fossilien.
Die Wissenschaftler machen letzte Notizen und räumen auf.
Lizzie: Können wir morgen kommen, um zu sehen was sie mit den Knochen machen?
Robert Weis: Gern. Kommt morgen in unser Labor und wir zeigen euch, wie wir die Knochen präparieren.
Autor: Jean-Paul Bertemes, überarbeitet: scienceRELATIONS
Illustration: Andy Genen
Foto: Shutterstock - NG Yin Chern
Infobox
Stenopterygius quadriscissus war ein Fischsaurier (Ichthyosauria). Ichthyosauria heißt wörtlich übersetzt „Fischechse“. Er lebte im Schelfbecken des Jurameeres in Nordwest- und Zentraleuropa. Forscher nennen das Gestein, in denen sie die Fossilien finden auch Posidonienschiefer. Es kommt in England, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und in der Schweiz vor. Stenopterygius quadriscissus lebte im unteren bis mittleren Jura, also vor etwa 190 bis 171 Millionen Jahren. Die Ichthyosaurier sind vor dem Ende der Kreidezeit ausgestorben, also noch vor den Dinosauriern auf dem Land.
Wenn Tiere oder Pflanzen sterben und auf den Grund eines Meeres, Sees oder Moors sinken, werden sie dort von Schlamm und Sand bedeckt. Die weichen Teile der Lebewesen werden schnell zersetzt. Die harten Teile aber bleiben länger erhalten. Über die Jahre legen sich immer mehr Bodenschichten ab. Diese drücken so fest auf die Reste der Lebewesen, dass sie sich verfestigen und zu einer Gesteinsschicht werden.
Durch Bewegungen der Gesteinsschichten, Wind und Wasser können Gesteinsschichten wieder abgetragen werden. Oder aber durch Bauarbeiten oder andere Grabungen. Dann kommen Millionen Jahre alte Fossilien wieder an die Oberfläche.
Bei Ausgrabungen müssen die einzelnen Funde nummeriert und die Fundorte genau bestimmt werden. Ein Fossil ohne Fundortangabe ist wertlos. Mit einem Fotoapparat können die Fossilien in ihrer ursprünglichen Lage festgehalten werden.
Wichtig ist es auch, die einzelnen Gesteinsschichten zu analysieren und darauf zu achten, in welcher Gesteinsschicht was gefunden wurde. Gesteinsschichten liefern uns nämlich Informationen zum Alter der Fossilien. So kann man wissen dass jene Gesteinsschicht z.B. ungefähr 100 Millionen Jahre alt ist und die andere ungefähr 60 Millionen Jahre. Wenn man nun einen Knochen in der einen Gesteinsschicht findet und einen anderen in der anderen, dann gehören diese Knochen nicht zu demselben Tier.