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Alle drei Jahre wieder ist PISA-Test. Für ein paar Tage wird dann das mäßige Abschneiden Luxemburgs in den Medien diskutiert – ehe man wieder zur Tagesordnung übergeht. Das ist schade, und zudem nicht Sinn und Zweck der Übung. Denn der Pisa-Test will zur nachhaltigen Verbesserung des Schulsystems beitragen. Regelmäßig Schwächen benennen ist dabei eine Sache, sie in dauerhaften Anstrengungen zu verbessern das eigentliche Anliegen. Grund genug, auch zwischen den Tests über Pisa zu sprechen.
Was den Unterschied zwischen den Geschlechtern in Mathe angeht, belegte Luxemburg im PISA-Leistungstest 2012 den „Spitzenplatz“. Demnach beträgt der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen rund 25 Pisa-Punkte (siehe Infobox), was umgerechnet bedeutet: Die Jungen sind den Mädchen um rund ein halbes Schuljahr voraus. Im Jahr 2009 hatte diese Differenz noch „lediglich“ 19 Punkte betragen.
Mädchen haben Angst vor Mathe
Zum weiteren Auseinandergehen der Leistungsschere haben beide Geschlechter „beigetragen“: Während die Fähigkeit der Mädchen in den drei Jahren zwischen den beiden PISA-Tests um drei Punkte abgenommen hat, haben die Jungen im selben Zeitraum um drei Punkte zugelegt.
Die Gründe für den Leistungsunterschied im Fach Mathematik sind laut nationalem Bericht zum PISA-Test vor allem „motivational-affektiver“ Natur. Das bedeutet: Jungen haben mehrheitlich ein größeres Interesse am Fach Mathematik, Mädchen hingegen Angst davor. Die Angst schlage sich dann negativ auf das Selbstbewusstsein nieder, so der Bericht.
Jungen suchen nach eigenen Lösungen
Umgekehrt gehen die an Mathe interessierten Jungen auch mal eigene Wege bei der Lösung von Aufgaben. Und weil diese häufig von Erfolg gekrönt sind, wirken sie sich positiv auf die Motivation aus. Mädchen hingegen greifen wegen der Unsicherheit auf geübte Methoden zurück – wie z.B.: Probleme einstudieren, Beispiele wiederholen.
„Das sind Kettenreaktionen, die einerseits aus traditionellen Rollenbildern und andererseits aus einer Nicht-Berücksichtigung von unterschiedlichen Interessen und Einstellungen zwischen Jungen und Mädchen resultieren“, erläutert Prof. Romain Martin von der Universität Luxemburg, der den PISA-Test auf nationaler Ebene mit koordiniert. „Daran müssen wir dauerhaft arbeiten, selbst wenn diese Kettenreaktionen auch anderenorts verbreitet sind“. Wenngleich Luxemburg die größte geschlechterspezifische Mathe-Lücke der untersuchten Schulsysteme aufweist, verhält sich die Situation in Staaten wie Liechtenstein, Österreich, Italien und Japan kaum besser. Allerdings schneiden auch in neun Ländern Mädchen besser in Mathe ab als Jungen.
Beim Lesen nehmen die Luxemburger Mädchen Revanche
Ihre „Revanche“ nehmen Mädchen international generell beim Leseverstehen, wo sie den Jungen im Schnitt um bis zu ein Schuljahr voraus sind (Luxemburg: ca. 3/4 Jahr). In Naturwissenschaften wiederum herrscht international Remis, wobei auch hier die Mädchen leicht im Vorteil sind. In Luxemburg hingegen liegen in den Naturwissenschaften ebenfalls die Jungen vorne – der diesbezügliche Geschlechterunterschied ist der zweitgrößte hinter Liechtenstein.
Autor: Sven Hauser
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Infobox
Der PISA-Test (Programme for International Student Assessment) wird seit dem Jahr 2000 von der OECD durchgeführt und vergleicht alle drei Jahre die Leistungsfähigkeit von Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Untersucht wird jeweils die Altersklasse der 15jährigen, dies in den 34 OECD-Ländern sowie in 31 weiteren Partnerländern. Die Ergebnisse für Luxemburg gibt es im Nationalen Bericht PISA 2012. (http://www.men.public.lu/catalogue-publications/secondaire/etudes-intern...). In die geschlechterspezifische Analyse flossen die erhobenen Daten aus allen europäischen Ländern sowie den USA, Kanada, Japan und Russland mit ein. Dabei werden die Ergebnisse in Punkten angegeben, wobei 48 Punkte in etwa dem Wissen und den Fertigkeiten entsprechen, die in einem Schuljahr hinzugelernt werden. Daraus lässt sich dann der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen je Fach prägnant ableiten.