Philippe Bertemes; P.A. Papillon, Jacme31, Luxpim (Flickr)

Wie hat sich die Tradition des Buergbrennen seit dem Mittelalter entwickelt?

Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE), Universität Luxemburg

Soziologie / Buergbrennen / Traditionen

Um den Winter zu vertreiben, versammeln sich die Bewohner des Großherzogtums jedes Jahr um große Feuerstellen. Eine luxemburgische Forscherin hat untersucht, wie sich diese Tradition seit dem Mittelalter entwickelt hat.

Das Buergbrennen hat in den letzten Jahrzehnten keineswegs an Bedeutung verloren. Vielmehr gewinnt die Tradition sogar an Popularität, was in jeder Epoche des gesellschaftlichen Wandels der Fall zu sein scheint. Die Zahl dieser Feuer ist seit Anfang der 1970er Jahre von rund 100 auf 260 erfasste Buergbrennen im Jahr 2020 gestiegen. Die Forscherin beschreibt einen Trend zu städtischen Events, bei denen das Buergbrennen mit anderen Attraktionen kombiniert wird; aber auch ohne dies erfreut sich das Spektakel im 21. Jahrhundert landesweit großer Beliebtheit.

Und wie sieht es mit dem Umweltaspekt aus? Derzeit ist es verboten, chemisch behandeltes Holz oder andere Materialien zu verbrennen. Angesichts des kulturellen und historischen Wertes des Buergbrennen ist ein Verbot jedoch unwahrscheinlich.

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Cyanowatch: 4 Fotos wurden ausgezeichnet

Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST)

Cyanobakterien / Partizipative Wissenschaft

2023 wurden mit Blaualgen infizierte Badegebiete dank der Bürgerbeteiligung erfolgreich identifiziert. Im Rahmen des Projekts "Cyanowatch" wurden 4 Fotos  prämiert.

"Cyanowatch ist ein partizipatives Wissenschaftsprojekt zur Überwachung von Cyanobakterien, die auch unter dem irreführenden Namen Blaualgen bekannt sind (in Wirklichkeit handelt es sich um Bakterien). Die Meldung von Cyanobakterien kann mithilfe der kostenlosen App Bloomin' Algae von jedem vorgenommen werden. Im Jahr 2023 war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, bei dem die besten Schnappschüsse prämiert wurden.

Die Jury, die sich aus dem LIST, der Wasserwirtschaftsverwaltung (AGE), dem Fonds National de la Recherche (FNR) und dem Naturpark Obersauer zusammensetzte, bewertete sowohl die visuelle Qualität als auch den wissenschaftlichen Wert der Beiträge. Solche Fotos sind für die Forscher des LIST von großem Interesse, da sie wichtige Informationen liefern, um die Entwicklung dieser invasiven Bakterien zu untersuchen.

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Batten-Krankheit: Wie Zebrafische uns helfen, sie besser zu verstehen

Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB)

Seltene Krankheiten / Gesundheit

Die Batten-Krankheit (oder juvenile neuronale Ceroid-Lipofuszinose) ist eine seltene neurodegenerative Erkrankung, die schnell zum Tod führt. Sie tritt aufgrund einer Genmutation bei Kindern ab 4 Jahren auf und führt unter anderem zu Sehverlust und epileptischen Anfällen. Bisher ist die Krankheit nicht heilbar. Eine Gruppe von Forschern des LCSB hat nun ein neues Zebrafischmodell entwickelt, das die wichtigsten Aspekte der Krankheit nachahmt.

Dr. Ursula Heins-Marroquin, Hauptautorin der Studie, erklärt das Modell: "Wir haben die CRISPR/Cas9-Technologie (NDLR: eine Biotechnologie zur Veränderung des genetischen Codes) verwendet, um beim Zebrafisch das Äquivalent des Gens zu mutieren, das beim Menschen die Krankheit verursacht." Aufgrund seiner Durchsichtigkeit während des Larvenstadiums ist der Zebrafisch ein häufig verwendetes Modell zur Erforschung der Gehirnentwicklungvon und neurologischer Erkrankungen.

Diese Forschungsarbeit wird zu einem tieferen Verständnis der Krankheit führen, in der Hoffnung, dass zukünftige Diagnose- und Behandlungsstrategien entwickelt werden können.

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Welcher Zusammenhang besteht zwischen Allergie und Gehirnkrebs?

Luxembourg Institute of Health (LIH)

Krebsforschung / Allergologie / Biomarker

Gliome sind die häufigsten Hirntumore beim Erwachsenen; ihr Zusammenhang mit bestimmten Allergien wurde in zahlreichen Studien untersucht. Tatsächlich scheint bei einigen Patienten eine allergische Entzündung der Atemwege das Fortschreiten von Gliomen zu verzögern, was eine Immuntherapie wirksamer machen würde.

Ein Team des LIH hat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) und der Europäischen Vereinigung für Neuroonkologie (EANO) eine ausführliche Zusammenfassung des Wissens zu diesem Thema veröffentlicht. Darin wurden die neusten Biomarker beschrieben; Biomarker sind Proteine, Gene oder Moleküle, die bestimmte biologische Prozesse charakterisieren. Zudem wurden die Studien zusammengefasst, die bestätigen, dass zwischen den beiden Erkrankungen ein Zusammenhang besteht. Dieser Zusammenhang variiert jedoch je nach Allergieprofil und Art des Glioms.

Der Zweck einer solchen Arbeit ist es, den gezielten Einsatz von Immuntherapien zu erleichtern. Durch die Identifizierung der Biomarker, die zur Charakterisierung beider Krankheiten (Allergie und Krebs) erforderlich sind, können Patienten zielgerichtet behandelt werden.

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Neue Gesundheitszentren zur Prävention von Demenz

Luxemburg Centre for Systems Biomedicine (LCSB)

Gesundheit / Prävention / Gesellschaft

Das luxemburgische Demenzpräventionsprogramm zeigt erste Erfolge: 425 Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllen, werden nun in den neuen spezialisierten Zentren betreut. Sie konnten bereits von einem personalisierten Angebot profitieren.

Das Programm wurde 2018 mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums gestartet und zielt darauf ab, den Ausbruch von Demenz durch maßgeschneiderte Änderungen des Lebensstils zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Nach einer neuropsychologischen Bewertung und einem gründlichen Profiling der Risikofaktoren haben die Teilnehmer Zugang zu verschiedenen Interventionen sowie zu einer regelmäßigen Nachsorge. In ihrer Publikation teilen die Autoren die von ihnen in Luxemburg angewandte Methodik, um zur Einführung ähnlicher Konzepte in anderen Ländern beizutragen.

In Luxemburg wie auch anderswo wird die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen in den nächsten Jahrzehnten erheblich steigen, da die Bevölkerung immer älter wird. Präventionsstrategien sind daher von entscheidender Bedeutung, um diese gesellschaftliche Belastung zu verringern.

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magSIMS: ein Mikroskop, um das Nanoskopische zu durchleuchten

Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST)

Technologie / Mikroskopie / Innovation

Ein revolutionäres Mikroskop, mit dem man nicht nur das Nanoskopische in all seinen Details betrachten, sondern auch seine chemische Zusammensetzung bestimmen kann, wurde kürzlich vom LIST auf den Markt gebracht.

magSIMS ist das erste Nanoimaging-Instrument, das Proben durch Elektronenmikroskopie sichtbar machen und gleichzeitig ihre chemische Zusammensetzung durch Massenspektrometrie bestimmen kann (eine Technik, mit der Molekülstrukturen durch Messung ihrer Masse identifiziert werden können). In der Photovoltaik hilft magSIMS, die Zusammensetzung der dünnen Schichten zu erforschen, die für die Leistung und Langlebigkeit von Solarzellen entscheidend sind. In den Materialwissenschaften ermöglicht es die Analyse komplexer nanoskopischer 3D-Architekturen und in den Biowissenschaften die Analyse biologischer Proben; es findet sogar Anwendung in der Geologie. 

Nach 10 Jahren Forschung wurde eine Lizenzvereinbarung zwischen dem LIST und dem deutschen Hersteller Raith unterzeichnet, die die Vermarktung von magSIMS ermöglicht. Die Technologie wurde international ausgezeichnet.

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Pathogene Pilze: Sind luxemburgische Amphibien bedroht?

Musée National d’Histoire Naturelle du Luxembourg (MNHN)

Biodiversität / Pathogene / Amphibien

Ja: Zwei Pilze bedrohen derzeit das Überleben einiger Amphibiensorten in Luxemburg. Einer von ihnen hat bereits zum Aussterben vieler Arten weltweit geführt und hat starke Auswirkungen auf die europäischen Populationen; er verursacht eine verheerende Hautkrankheit. Forscher des MNHN haben seine Ausbreitung in 15 Teichen im Großherzogtum nachgewiesen, was besorgniserregend ist.

Um das Ausmaß des Phänomens zu ermessen, analysierten die Wissenschaftler die DNA der Pilze Batrachochytrium dendrobatidis und Batrachochytrium salamandrivorans in Wasserproben aus 24 luxemburgischen Teichen. Laut dem Hauptautor David Porco wurde die Empfindlichkeit der Methode durch eine neue Technik der Probenwiederholung erhöht.

Ihre Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit, die Ausbreitung von Pilzen einzudämmen. Für Luxemburg wird derzeit ein Aktionsplan ausgearbeitet; er sieht eine quantitative Überwachung von etwa 20 verschiedenen Teichen pro Jahr vor. Bei Wiederansiedlungen und Umsiedlungen von Amphibien ist aufgrund der Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern große Vorsicht geboten.

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Kann das Erforschen der Lebensgeschichte dabei helfen, das Depressionsrisiko vorherzusagen?

Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER), Universität Luxemburg

Depression / Alterung / Künstliche Intelligenz

Ja: Um das Risiko einer Depression bei älteren Menschen vorherzusagen, ist die Berücksichtigung der vollständigen biografischen Daten der Person von entscheidender Bedeutung. Forscher des LISER und der Universität Luxemburg konnten mithilfe eines großen retrospektiven Datensatzes und sechs maschinellen Lernmodellen eine Reihe von biografischen Faktoren bewerten, die für das Auftreten von Depressionen prädisponieren.

Die Forscher wiesen auch auf unterbewertete Prädiktoren hin: Veränderungen des emotionalen Zustands z.B., welche in diesem Zusammenhang kaum untersucht wurden, sowie eine geringe Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung im Laufe des Lebens. Die Studie ergab außerdem, dass sich das Risiko einer Depression bei Frauen besser vorhersagen ließ.

Da die Bevölkerung immer älter wird, ist das Vorbeugen von Depressionen bei älteren Menschen eine wachsende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. Das Erkennen von Risikofaktoren wie Berufsverlauf, Familienstand, Gesundheit, Kindheit oder finanzieller Stress ist von entscheidender Bedeutung.

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Expertenmeinung: Welche Rolle spielt das Überwachen der Evapotranspiration in der Landwirtschaft?

Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST)

Wasser / Forschung / Landwirtschaft

Ein LIST-Forscher hat für das Peer-Review-Magazin Nature eine Expertenmeinung zu einem wichtigen Umweltthema mitverfasst: die Evapotranspiration, d.h. die Verdunstung von Wasser über den Boden, Wasserflächen und die Transpiration von Pflanzen. Der LIST-Experte betont, wie wichtig die Überwachung und Messung der Evapotranspiration in der Landwirtschaft ist, da sie eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Bewässerungswassers spielt.

Die beiden Wissenschaftler wurden zu einer großen internationalen Studie befragt, die sich mit OpenET (einer Initiative zur Satellitenerkundung von Evapotranspiration) befasste. OpenET ermöglicht die Nutzung der Satellitendaten, um den Wasserbedarf in der Landwirtschaft zu optimieren. Die OpenET-Initiative, die eine Reihe von sechs Fernerkundungsmodellen umfasst, wurde in den USA entwickelt, um den Datenzugang und somit die Regulierung der landwirtschaftlichen Wasserressourcen zu verbessern.

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Der neukaledonische Rusa-Hirsch: eine Bedrohung für die Artenvielfalt

Musée National d’Histoire Naturelle du Luxembourg (MNHN)

Biologische Vielfalt / Invasive Arten

Das Ökosystem Neukaledoniens (eine Gruppe von Inseln im Südpazifik) wird derzeit von einer Art bedroht: dem Rusa-Hirsch, der 1870 aus Java importiert wurde.  Neukaledonien weist eine beachtliche Artenvielfalt auf, doch wie bei allen Inselökosystemen ist das Gleichgewicht empfindlich. Die Rusa-Hirsche wirken sich direkt auf seltene Arten aus und beeinträchtigen die Zusammensetzung der Vegetation.

Ein internationales Forscherteam, dessen Hauptautor Alain Frantz vom MNHN ist, hat 628 Rusa-Hirsche aus Neukaledonien genotypisiert, um natürliche Barrieren für die Bewegung der Tiere zu identifizieren. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass die Hirsche auf der Hauptinsel eine einzige genetische Population bilden und dass die Männchen große Ausbreitungsdistanzen haben.

Nach Ansicht der Autoren beeinflusst dies die Regulierungsstrategie der Hirsche, da die natürlichen Landschaftsmerkmale ihre Bewegungen nicht zu stören scheinen. Die Populationsgröße muss auf dem gesamten Archipel und nicht nur in einigen sensiblen Gebieten reduziert werden, was eine erhebliche finanzielle Investition erfordert.

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Autorin: Diane Bertel

Editorin: Lucie Zeches (FNR)

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