Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hält die Entschuldigung der Präsidentin der Technischen Universität (TU) Berlin, Geraldine Rauch, bezüglich ihrer Likes von antisemitischen Beiträgen im Internet für unglaubwürdig. "Sie baut auf Ausflüchten und dem Heranziehen einer Entkräftung des eigens ernannten umstrittenen Antisemitismusbeauftragten auf", erklärte Schuster am Donnerstag in Berlin.

Rauch hatte auf der Plattform X einen Beitrag mit einem Bild mit einem "Gefällt mir" markiert, auf dem türkische Demonstranten dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu Hakenkreuze auf die Brust gemalt hatten. Nach heftiger Kritik aus der eigenen Hochschule sowie von Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) veröffentlichte Rauch am Mittwoch eine Erklärung dazu.

Darin schrieb sie, sie wolle sich von den antisemitischen Inhalten oder Autoren der Tweets "klar distanzieren". Sie habe den Beitrag insbesondere wegen des Texts mit einem Like versehen, das Bild aber nicht genauer betrachtet.

Weitere Likes soll sie unter Kommentare gesetzt haben, in denen Nutzer vom Völkermord im Gazastreifen sprechen oder Israel Kriegsverbrechen zuschreiben. Diese seien im Gegensatz zu dem Netanjahu-Bild, "aus wissenschaftlicher Sicht nicht per se antisemitisch", erklärte der Antisemitismusbeauftragte der TU Berlin, Uffa Jensen, am Mittwoch.

Auch dies kritisierte Schuster am Donnerstag scharf. Ein Antisemitismusbeauftragter sei in erster Linie für den Schutz jüdischer Studenten und Lehrer zuständig und nicht, "um eine Universitätspräsidentin für ihre antisemitischen Einlassungen zu entlasten", erklärte der Zentralratspräsident. Insgesamt zeigten die Vorgänge, "dass die Zustände an der TU Berlin der Integrität einer Universitätsleitung nicht würdig sind".