Ein ballongetragenes Sonnenobservatorium des Göttinger Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) hat am Mittwoch erfolgreich in Schweden abgehoben. Das Observatorium Sunrise III sei früh morgens von der Ballon- und Raketenbasis Esrange Space Center in der Nähe der Kleinstadt Kiruna gestartet, wie das MPS mitteilte. Getragen von einem riesigen Heliumballon, führt der mehrtägige Stratosphärenflug nun entlang des Polarkreises über den Atlantik nach Kanada.
Während der Reise blicke Sunrise III auf eine mehr als 2000 Kilometer dicke Schicht der Sonne, die von knapp unter ihrer sichtbaren Oberfläche bis in die obere Chromosphäre reiche, hieß es von den Forschern. Das Zusammenspiel dynamischer Magnetfelder und heißer Plasmaströme in dieser Region treibe die Aktivität der Sonne an. Sunrise III mache die Prozesse und Strukturen mit extrem hoher räumlicher Auflösung und ohne Unterbrechung sichtbar.
Aktuell seien auf der Sonnenoberfläche mehrere große Gruppen von Sonnenflecken zu sehen. Solche Gebiete könnten Ausgangspunkte von Sonneneruptionen sein, erklärte das Max-Planck-Institut. Der Start von Sunrise III sei zudem der Auftakt für eine weltweite Beobachtungskampagne. In Abstimmung mit Sunrise III blickten in den nächsten Tagen zeitgleich vier Raumsonden und zehn bodengebundene Sonnenteleskope auf das Gestirn.
"Wir sind wahnsinnig erleichtert, dass der Start heute geglückt ist und bisher alles reibungslos läuft", erklärte Sunrise-III-Projektmanager Andreas Korpi-Lagg. Ende Mai und Anfang Juni hätten einige Startversuche wegen ungünstiger Wind- und Wetterbedingungen abgebrochen oder abgesagt werden müssen, eine weitere Startmöglichkeit habe sich erst jetzt wieder ergeben.
Das Konzept des ballongetragenen Sonnenobservatoriums war laut MPS bereits zweimal erfolgreich. Die Flüge von Sunrise I und Sunrise II lieferten 2009 und 2013 wertvolle Daten. Ein Flug von Sunrise III musste 2022 wenige Stunden nach dem Start wegen technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden.