Um die Erde künftig besser vor dem Einschlag von Asteroiden zu schützen, startet die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Mission Hera: Die Raumsonde, die am Montag oder Dienstag ins All starten könnte, soll zwei Jahre nach der absichtlichen Kollision einer Sonde der US-Raumfahrtbehörde Nasa mit einem Asteroiden die Auswirkungen des spektakulären Experiments genauer untersuchen. Entwickelt und gebaut wurde die Sonde Hera in Deutschland.
Hera soll mit einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida zu ihrem zweijährigen Flug durchs All starten.
Ein erster Starttermin am Montag (10.52 Uhr Ortszeit, 16.52 Uhr MESZ) muss wegen drohender Gewitter aber möglicherweise verschoben werden. Wie SpaceX im Onlinedienst X mitteilte, wird das Wetter voraussichtlich nur zu 15 Prozent gut genug für den Start sein. Im Falle einer Verschiebung wird Dienstag 10.46 Uhr (Ortszeit, 16.46 Uhr MESZ) als Ersatztermin angepeilt. Insgesamt ist das Startfenster für die Mission bis zum 27. Oktober geöffnet.
Nach dem Start soll Hera 2025 am Mars vorbeifliegen und 2026 den Doppelasteroiden Didymos und Dimorphos erreichen. Das Duo besteht aus dem Primärasteroiden Didymos und dem kleineren Asteroidenmond Dimorphos, der Didymos umkreist. Am 26. September 2022 war die Nasa-Sonde Dart kontrolliert auf Dimorphos eingeschlagen und hatte erfolgreich dessen Flugbahn verändert.
Durch den Einschlag von Dart wurde die Umlaufzeit des Asteroidenmondes nach Angaben der Nasa von ursprünglich 11 Stunden 55 Minuten um 33 Minuten verkürzt, er wurde also näher an Didymos herangebracht. Die Raumsonde Hera, die von einer Firma in Bremen gebaut wurde, soll nun untersuchen, wie genau sich die Gestalt der Asteroiden durch den Einschlag verändert hat.
Sie ist dazu mit zwölf Messinstrumenten ausgestattet, die zum Teil ebenfalls aus Deutschland stammen. Zwei Kameras aus Jena sollen etwa Bilder von Didymos und Dimorphos liefern. Deutschland ist an der ESA-Mission auch als größter Beitragszahler beteiligt.
Aus den bei der Mission gewonnenen Daten soll dann anschließend berechnet werden, wie die Ablenkung von anderen Himmelskörpern gelingen kann. Von den Milliarden Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem werden zwar nur sehr wenige als potenziell gefährlich für die Erde eingestuft. Für die kommenden 100 Jahre wird nicht mit einem Einschlag gerechnet. Dass irgendwann aber wieder ein Himmelskörper in die Erde einschlägt, gilt als wahrscheinlich.
Das lehrt auch die Weltraum-Geschichte: Vor etwa 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer große Chicxulub-Asteroid ein. Er sorgte für einen Dauer-Winter und war sehr wahrscheinlich die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier. Der Einschlag eines Asteroiden von der Größe von Dimorphos hätte zwar nur regionale Auswirkungen. Er hätte aber mehr Wucht als jede Atombombe und könnte eine ganze Stadt zerstören.