Rund fünf Monate nach dem Flug eines ballongetragenen Sonnenobservatoriums haben die Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) am Dienstag erste Bilder veröffentlicht. Diese zeigten wie nie zuvor Ausschnitte der sichtbaren Sonnenoberfläche und der darüber gelegenen sogenannten Chromosphäre, teilte das MPS mit.

Das Observatorium "Sunrise III" war im Juli von der Ballon- und Raketenbasis Esrange Space Center in Schweden gestartet und war sechseinhalb Tage in der Stratosphäre entlang des Polarkreises unterwegs. Bis zu seiner Landung in den kanadischen Nordwestterritorien sammelte es rund 200 Terabyte Daten, von den die ersten nun aufbereitet wurden. Die Bilder böten die Möglichkeit, die Prozesse und Phänomene in allen Höhenschichten der Sonnenatmosphäre besser als je zuvor zu verstehen, erklärte Missionsleiter Sami Solanki.

Die Detailschärfe der Aufnahmen habe alle Erwartungen übertroffen, erklärte MPS-Wissenschaftler Alex Feller. Auf alltägliche Maßstäbe übertragen entspreche das der Fähigkeit, eine Ein-Euro-Münze aus einer Entfernung von 50 Kilometern auszumachen. Das gelinge vor allem dadurch, dass das "Sunrise III" nicht durch die wabernde Erdatmosphäre hindurch auf die Sonne blicke.

Das Konzept des ballongetragenen Sonnenobservatoriums war laut MPS bereits zweimal erfolgreich. Die Flüge von "Sunrise I" und "Sunrise II" lieferten 2009 und 2013 wertvolle Daten. Ein Flug von "Sunrise III" musste 2022 wenige Stunden nach dem Start wegen technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden.