Belastende Erfahrungen im Kindesalter erhöhen nicht nur das Risiko für Depressionen und Herzkreislauferkrankungen, sondern lassen auch das Gehirn schneller altern. Forschende der Berliner Charité wiesen in einer Studie mit 179 Frauen nach, dass schwerwiegende Kindheitserfahrungen zu messbaren Anzeichen für eine beschleunigte Hirnalterung führen, wie die Universitätsklinik am Donnerstag mitteilte.
Es ist bereits bekannt, dass sich stressreiche und hochbelastende Kindheitserfahrungen wie Misshandlung, häusliche Gewalt, Kriminalität in der Familie oder der Verlust eines Elternteils mitunter negativ auf die Gesundheit im Erwachsenenalter auswirken. Betroffene erkranken häufiger und leiden etwa unter Depression, Angststörungen, Herzkreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen. Nach Angaben von Studienleiterin Christine Heim berichten etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung von einem solchen Kindheitstrauma.
Das Forscherteam untersuchte nun Frauen, die allgemein ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz und Alzheimer haben. Die Experten erstellten Hirnscans und testeten die Gedächtnisleistung. Zudem wurden Blutproben der Studienteilnehmerinnen untersucht.
Im Ergebnis zeigte sich, dass Frauen, die in ihrer Kindheit in hohem Maß Stress oder Trauma erlebten, im Blut vermehrt Biomarker für Entzündungen und das Absterben von Nervenzellen aufwiesen. Zudem hatten sie ein geringeres Hirnvolumen und mehr kognitive Probleme.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wollen künftig auch untersuchen, ob bei Männern ähnliche Zusammenhänge zu beobachten sind. Sie betonten zugleich, dass nicht jede oder jeder Betroffene nach kindlichem Trauma eine Demenz entwickelt. Viele Menschen besitzen demnach eine hohe Resilienz, also Widerstandskraft, mit der sie schwere Lebenskrisen ohne größeren Schaden überstehen.