Hunderte auf HIV spezialisierte Forscher und Ärzte haben die US-Regierung in einem offenen Brief aufgefordert, die drastische Kürzung von Mitteln für internationale Entwicklungshilfeprogramme zurückzunehmen - und vor dem Tod von Millionen Menschen gewarnt. "Sollte die von den USA unterstützte Aids-Bekämpfung nicht wieder aufgenommen werden, werden in den kommenden vier Jahren schätzungsweise sechs Millionen Menschen sterben, Jahrzehnte des Fortschritts zunichte gemacht und die Welt mit einer wachsenden HIV-Epidemie konfrontiert sein", heißt es in dem am Donnerstag verfassten und an US-Außenminister Marco Rubio gerichteten Schreiben.
Weiter schreiben die Verfasser, durch die US-Mittelkürzungen sei unter anderem die Anti-HIV- und Anti-Aids-Initiative Pepfar "quasi abgeschafft" worden. Mit dem Pepfar-Programm werden antiretrovirale Medikamente gekauft, um der Immunschwächekrankheit in Entwicklungsländern vor allem in Afrika entgegenzuwirken.
Die vom damaligen Präsidenten George W. Bush in 2003 angestoßene Initiative soll rund 26 Millionen Menschenleben gerettet haben und genoss bis vor kurzem parteiübergreifende Unterstützung in Washington.
US-Präsident Donald Trump hat kurz nach seinem Amtsantritt eine weitgehende Auflösung der US-Entwicklungsbehörde USAID angeordnet, Außenminister Rubio zufolge wurden 83 Prozent aller von USAID abgeschlossenen Verträge gekündigt. Die Kürzungen wirken sich nach Angaben von Hilfsorganisationen massiv auf die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung von HIV, Tuberkulose, Malaria und anderen schweren Krankheiten aus.
In dem Schreiben der Ärzte und Forscher hieß es weiter, selbst im Falle einer Rücknahme der Mittelkürzungen durch US-Gerichtsentscheidungen seien "das menschliche Leid und der Verlust von Menschenleben" schon jetzt unumkehrbar. Zu den Unterzeichnern des Schreibens zählt die französische Forscherin Françoise Barré-Sinoussi, die 1983 maßgeblich an der Entdeckung des Aids-Erregers HIV beteiligt gewesen war.