Wegen illegaler Ausgrabungen in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine haben die polnischen Behörden einen russischen Archäologen festgenommen. Der Mann wurde auf Bitten der Ukraine bereits am 4. Dezember vom polnischen Inlandsgeheimdienst ABW gefasst, wie ein Sprecher am Donnerstag der polnischen Nachrichtenagentur PAP sagte. Demnach handelt es sich um den Leiter der Archäologie-Abteilung des berühmten St. Petersburger Eremitage-Museums, Alexander Butjagin.
Dem Archäologen wird demnach vorgeworfen, "zwischen 2014 und 2019 in aktuell von Russland besetzten Gebieten der Ukraine" illegale Ausgrabungen geleitet zu haben. Ein polnisches Gericht solle über seine Auslieferung an die Ukraine entscheiden. Dort drohen ihm nach ukrainischen Angaben bis zu zehn Jahre Haft für die "Zerstörung von Kulturerbestätten" auf der Krim-Halbinsel. Butjagin soll Schäden in Höhe von geschätzt 200 Millionen Hrywnja (mehr als vier Millionen Euro) angerichtet haben.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bestätigte die Festnahme Butjagins und kritisierte das Vorgehen der polnischen Behörden als politisch motiviert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow riet russischen Bürgerinnen und Bürgern angesichts der nach seinen Worten in Polen herrschenden "totalen Rechtsfreiheit" von Reisen in das Land ab.
Polen ist einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. Das EU-Land ist eine wichtige Drehscheibe für die humanitäre und militärische Hilfe in die benachbarte Ukraine.