Mehrere frühere Mitarbeiter aus der Führungsriege der US-Gesundheitsbehörde CDC haben vor einer zunehmenden politischen Einflussnahme auf die Behörde gewarnt. "Ich mache mir seit Monaten Sorgen", sagte der Ex-Leiter der Abteilung für Immunisierung und Atemwegserkrankungen, Demetre Daskalakis, am Sonntag im TV-Sender ABC. "Die Brandmauer zwischen Wissenschaft und Ideologie ist vollständig zusammengebrochen." Er verwies unter anderem auf die Entscheidung von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy, die Mitglieder seines Impfbeirats zu entlassen und stattdessen Impfskeptiker in das Gremium zu berufen.

Am Mittwoch war CDC-Chefin Susan Monarez nach weniger als einem Monat im Amt entlassen worden. Monarez stimme "nicht mit der Agenda des Präsidenten" Donald Trump überein, teilte das Weiße Haus mit. Die Chefin der Behörde für Krankheitsbekämpfung und -Vorbeugung hatte sich zuvor mit Kennedy überworfen.

Berichten der "Washington Post" zufolge hatte der Minister die Behördenchefin unter Druck gesetzt, zurückzutreten. Sie hatte sich geweigert, Kennedys Impfreformen zu unterstützen. Als Reaktion auf Monarez' Entlassung traten Daskalakis und vier weitere hochrangige Beamte der Behörde aus Protest zurück.

Seit seinem Amtsantritt hat Gesundheitsminister Kennedy unter anderem den Zugang zu Corona-Impfstoffen beschränkt und die Gelder für die Entwicklung neuer Impfstoffe zusammengestrichen. Die Maßnahmen werden innerhalb der US-Gesundheitsbehörden und von unabhängigen Experten scharf kritisiert.

"Die öffentliche Gesundheit steht unter Beschuss", sagte der frühere CDC-Direktor Tom Frieden dem Sender CNN. Auch sein Vorgänger Richard Besser äußerte sich besorgt. "Angesichts der Entlassung der Direktorin und des Weggangs der Führungsspitze habe ich große Befürchtungen, was mit diesem Land passieren wird, wenn wir das nächste Mal mit einer Gesundheitskrise konfrontiert werden", sagte er dem Sender ABC News.

Der linksgerichtete Senator Bernie Sanders forderte in einem Gastbeitrag in der "New York Times" Kennedys Rücktritt. Der Minister gefährde "die Gesundheit der amerikanischen Bevölkerung".