China hat erfolgreich einen gemeinsam mit Frankreich entwickelten Satelliten zur Erforschung gigantischer Strahlenexplosionen ins All geschickt, die Aufschluss über die Geschichte des Universums geben sollen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, erfolgte der Start der Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2-C am Samstag mit dem von Ingenieuren beider Länder entwickelten Space Variable Objects Monitor (Svom) an Bord um 15.00 Uhr (Ortszeit, 09.00 Uhr MESZ) vom Raumfahrtzentrum Xichang in der nordwestlichen Provinz Sichuan.
Der 930 Kilogramm schwere Satellit ist mit vier Instrumenten ausgestattet. Sie sollen die Ausbrüche von hochenergetischen Gammastrahlen untersuchen, deren Licht Milliarden von Lichtjahren zurückgelegt hat, um die Erde zu erreichen.
Das Projekt ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen den französischen und chinesischen Raumfahrtbehörden sowie weiteren Wissenschaftlern beider Länder. Die Zusammenarbeit auf dieser Ebene zwischen einem westlichen Land und China ist eher ungewöhnlich - insbesondere seit die Weltraumgroßmacht USA im Jahr 2011 per Gesetz jegliche Zusammenarbeit zwischen ihrer Weltraumbehörde Nasa mit der Konkurrenz aus China untersagt hat.
Gammastrahlenausbrüche (GRB) treten in der Regel nach der Explosion riesiger Sterne oder nach der Verschmelzung kompakter Himmelskörper auf. Die extrem hellen Strahlen können eine Energie aussenden, die der von mehr als einer Milliarde Sonnen entspricht. Sie zu beobachten sei "wie ein Blick in die Vergangenheit, da das Licht dieser Objekte lange braucht, um uns zu erreichen", sagte der Astrophysiker Ore Gottlieb vom New Yorker Flatiron Institute's Center for Astrophysics der AFP.
Die Strahlen enthalten demnach Spuren der Gaswolken und Galaxien, die sie auf ihrer Reise durch den Weltraum durchquert haben - wertvolle Daten, um die Geschichte und Entwicklung des Universums besser zu verstehen. Svom hat laut Gottlieb das Potenzial, mehrere Rätsel auf dem Gebiet der Gammastrahlenausbrüche zu lösen, "einschließlich der Entdeckung der am weitesten entfernten GRB im Universum, die den frühesten GRB entsprechen".
Die am weitesten entfernten Gammastrahlenausbrüche, die bislang gemessen wurden, entstanden 630 Millionen Jahre nach dem Urknall. Laut dem Forscher Frédéric Daigne vom Astrophysik-Institut in Paris sind die Wissenschaftler an den Gammastrahlenausbrüchen "um ihrer selbst willen interessiert, weil es sich um sehr extreme kosmische Explosionen handelt", aus deren Daten sich das Verlöschen bestimmter Sterne besser erklären lasse.
Die Gesamtheit dieser Daten ermögliche es den Forschern, "die Gesetze der Physik anhand von Phänomenen zu testen, die im Labor auf der Erde nicht reproduzierbar sind". Nach ihrer Analyse könnten die Daten dann zu einem besseren Verständnis der Zusammensetzung des Weltraums, der Dynamik von Gaswolken oder anderer Galaxien beitragen.