Deutsche Verbände und Initiativen haben vor dem Hintergrund des aktuellen Copernicus-Berichts über Folgen der Erderwärmung in Europa zu verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. "Es muss endlich verstanden werden: Die Kosten von schlechtem Klimaschutz sind exorbitant", erklärte WWF-Klimaexpertin Fentje Jacobsen am Dienstag in Berlin. "Aktuell scheitert Klimaschutz – ausschließlich – am mangelnden politischen Willen", kritisierte Fridays for Future.
"Der fortschreitenden Klimakrise in Europa kann nur mit mehr echtem Klimaschutz vor der eigenen Haustür begegnet werden – nicht mit Abwälzen der Verantwortung auf und in andere Länder", betonte der WWF. "Während die Klimakrise weiter voranschreitet und Europa der Kontinent ist, der sich am schnellsten erwärmt, scheint die Uhr bei manchen Entscheider:innen in Europa und Deutschland rückwärts zu laufen", warnte Jacobsen auch mit Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD.
Es stehe "leider zu befürchten, dass die neue deutsche Regierung die Lücke zwischen Realität und nötigem Handeln nicht schmälert, sondern noch vergrößert", erklärte sie dazu weiter. Jacobsen forderte die mutmaßlich künftigen Koalitionspartner auf, "Klimaschutz in allen Sektoren konsequent voranzubringen und von den angekündigten Rückschritten etwa im Verkehrs- und Gebäudesektor abzulassen". Dazu gehöre auch, "sich für ein echtes Reduktionsziel in der EU von mindestens 90 Prozent bis 2040 einzusetzen, ohne dieses etwa über CO2-Einsparungen in anderen Ländern einzukaufen".
"Die Klimakrise ist längst da, die Lösungen sind es auch", betonte Fridays for Future Deutschland. Die Folgen der Krise würden auch in Deutschland immer stärker "fühlbar, sichtbar, spürbar", hieß es weiter unter Hinweis auf Waldbrände sowie das extreme Niedrigwasser an Bodensee und Rhein. Zugleich gefährde der Klimawandel Ökosysteme, aber auch den Anbau von Obst und Gemüse in südeuropäischen Ländern.
Der mutmaßlich künftige Kanzler Friedrich Merz müsse diesen Herausforderungen begegnen, "allein um der Realität gerecht zu werden", verlangte Fridays for Future weiter - selbst wenn Merz persönlich kein Fan von Klimaschutz sei. Dies sei wichtig, wenn er gemäß seinem Anspruch Verantwortung für Deutschland übernehmen wolle.
Der am Dienstagmorgen veröffentliche Klima-Zustandsbericht für Europa des EU-Klimawandeldienstes Copernicus analysiert Folgen der Erderwärmung im vergangenen Jahr. Genannt werden schwere Überflutungen ebenso wie starke Hitze und Dürre jeweils in Teilen des Kontinents. Verwiesen wird zudem auf den Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen sowie Eisverluste in Gebirgsregionen sowie besonders in Skandinavien und auf Spitzbergen.