Nach zwei gescheiterten Startversuchen ist am Mittwoch die erste bemannte Mission der Starliner-Raumkapsel erfolgreich ins All gestartet. Die Kapsel des US-Konzerns Boeing mit den beiden Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams an Bord hob am Mittwoch mit einer Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida in Richtung der Internationalen Raumstation ISS ab. Anfang Mai und Anfang Juni waren zwei Startversuche wegen technischer Probleme abgebrochen worden.
"Suni und ich fühlen uns geehrt, diesen Traum vom Flug ins All mit jedem Einzelnen von euch zu teilen", sagte Butch Wilmore kurz vor dem Start. Er und seine Ko-Astronautin Williams haben bereits jeweils zwei Flüge ins All absolviert. Beide sollen das Raumschiff nun manuell zur ISS steuern und dann etwa eine Woche lang auf der Raumstation verbringen.
Während ihres Aufenthalts auf der Forschungsplattform werden sie weitere Test an dem Raumschiff vornehmen. Nach dem Abdocken von der ISS wird der Starliner dann wieder in die Erdatmosphäre eintreten, bevor er aus einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern abgebremst wird und per Fallschirm im Westen der USA landet.
Anfang Mai war ein erster Startversuch wegen Problemen an einem Druckventil der Atlas-V-Trägerrakete abgebrochen worden. Die beiden Astronauten saßen damals bereits angeschnallt in ihren Sitzen.
Anfang Juni wurde ein erneuter Startversuch wegen technischer Probleme abgebrochen. Nach Angaben des Geschäftsführers der verantwortlichen United Lauch Alliance (ULA), Tory Bruno, wurde Treibstoff aus der Rakete abgelassen, um der Ursache des vom Computer ausgelösten Startabbruchs auf die Spur zu kommen. Der Computer hatte demnach drei Minuten und 50 Sekunden vor dem Start einen "automatischen Halt" ausgelöst. Auch bei diesem Startversuch waren Wilmore und Williams bereits an Bord der Kapsel. Bis sie den Starliner wieder verlassen durften, dauerte es eine Weile.
Die Nasa plant, den Starliner neben der Dragon-Kapsel von SpaceX regelmäßig für den Transport von Astronauten zu der Raumstation zu nutzen. Die Dragon-Kapsel des Unternehmens von Multimilliardär Elon Musk befördert bereits seit mehreren Jahren Raumfahrer für die Nasa zur ISS.
Das Starliner-Programm hatte hingegen in den vergangenen Jahren eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen müssen. Bei einem unbemannten Testflug 2019 erreichte die Kapsel wegen eines Software-Fehlers nicht die geplante Flugbahn und musste zur Erde zurückkehren, ohne die ISS erreicht zu haben.
2021 musste ein Start wegen blockierter Ventile verschoben werden. Im Mai 2022 erreichte der Starliner schließlich in einem unbemannten Flug erstmals die ISS. Wegen verschiedener Probleme verzögerte sich der erste Flug mit Besatzung anschließend jedoch immer wieder.
Starliner ist nach den früheren Programmen Mercury, Gemini und Apollo in den 1960er Jahren sowie den späteren Programmen Space Shuttle und Dragon der sechste in den USA hergestellte Raumkapsel-Typ, der Nasa-Astronauten ins All befördert.