Bei einem millimetergenauen Formationsflug im All sollen zwei Satelliten eine Sonnenfinsternis simulieren: Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat am Donnerstag ihre ehrgeizige Mission Proba-3 gestartet. Eine Trägerrakete der indischen Raumfahrtbehörde Isro brachte die beiden kleinen Satelliten vom Weltraumbahnhof Satish Dhawan in Südindien ins All. Das Experiment soll eine bessere Erforschung der Sonnenkorona ermöglichen, die nur bei einer totalen Sonnenfinsternis sichtbar ist.
Die Sonnenkorona, die äußere Atmosphäre der Sonne, ist mit bloßem Auge oder durch ein herkömmliches Teleskop nicht zu erkennen, weil die Sonne so stark blendet. Nur bei einer Sonnenfinsternis ist das schwache Leuchten der Gase um die Sonne zu sehen. Weltweit gibt es jedes Jahr zwei bis vier Sonnenfinsternisse, die immer nur wenige Minuten dauern. Für einen kurzen Blick auf die Sonnenkorona müssen Forscherinnen und Forscher auf der Erde also weit reisen.
Die beiden ESA-Satelliten sollen deshalb im Weltraum deutlich längere Sonnenfinsternisse simulieren: Der erste Satellit, der sogenannte Occulter, ist mit einem Schild ausgestattet und soll in dem Experiment die Rolle des Mondes spielen, der sich vor die Sonne schiebt. In der Dunkelheit dahinter soll der zweite Satellit, der Coronagraph, dann die Sonnenkorona untersuchen.
Die Sonnenkorona ist bislang wenig erforscht. Die neuen Daten sollen der ESA zufolge unter anderem die Frage beantworten, warum die Korona viel heißer ist als Sonne selbst. Die ESA hofft auch auf neue Erkenntnisse zu Sonnenstürmen, die Satelliten und Technik auf der Erde lahmlegen können.
Für eine "Sonnenfinsternis nach Bedarf" müssen die beiden Satelliten sechs Stunden lang einen Abstand von 150 Meter zueinander auf den Millimeter genau einhalten - mehr als 60.000 Kilometer von der Erde entfernt. Für die ESA ist die Mission deshalb auch eine Demonstration der neuesten Technologie.
Nach einer Verschiebung um einen Tag klappte der erste Teil der Mission am Donnerstag reibungslos: Die Trägerrakete PSLV habe die Satelliten auf die richtige Umlaufbahn gebracht, verkündete der Chef der indischen Raumfahrtbehörde, S. Somanath, im Kontrollzentrum.
Insgesamt sind 14 Länder an der 200 Millionen Euro teuren ESA-Mission beteiligt. Das Projekt wird von der spanischen Firma Sener und dem belgischen Unternehmen Spacebel geleitet. Teile der Satelliten stammen von Airbus.