Kinder- und Jugendpsychiater fordern angesichts einer gestiegenen Zahl junger Menschen mit Essstörungen in stationärer Behandlung sowie mit dem Thema überforderter Eltern verbindliche Regeln für die Nutzung von Online-Netzwerken von der Politik. "Klare Regelungen zum Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen sind erforderlich, um Eltern zu entlasten, die oft angeben, mit dem Schutz ihrer Kinder vor Einflüssen aus der virtuellen Welt überfordert zu sein", sagte Eva Möhler, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) der "Rheinischen Post" (Dienstag).
Trends in Onlinediensten wie etwa "Skinny Tok" könnten die Entstehung von Essstörungen begünstigen, sagte Möhler. In der Behandlung von Essstörungen werde das Online-Erleben der Patientinnen und Patienten zwar thematisiert. Bei kinderschutzrelevanten Themen, wie etwa bestimmte Einflüsse durch Online-Netzwerke, sei aber auch die Politik gefragt, entsprechende Regelungen zu schaffen, forderte Möhler.
Die Zahl der wegen Essstörungen im Krankenhaus behandelten Mädchen hat sich binnen 20 Jahren verdoppelt. Im Jahr 2023 mussten 6000 Mädchen und junge Frauen im Alter von zehn bis 17 Jahren in Deutschland stationär wegen einer Magersucht, Bulimie oder anderen Essstörung behandelt werden, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Im Jahr 2003 seien es noch 3000 Patientinnen gewesen. Damit gab es vor allem eine Verschiebung beim Alter der Betroffenen, die gesamte Fallzahl blieb im 20-Jahres-Vergleich mit 12.600 Fälle 2003 und 12.100 Fällen 2023 ähnlich.