Ein Heilritual der australischen Ureinwohner ist Forschern zufolge über 12.000 Jahre und von hunderten Generationen quasi unverändert weitergegeben worden. Beweis dafür sind zwei leicht verbrannte und von Fett überzogene Holzstäbe, die in einer Höhle im Südosten Australiens gefunden wurden.

Ein Heilritual der australischen Ureinwohner ist Forschern zufolge über 12.000 Jahre und von hunderten Generationen quasi unverändert weitergegeben worden. Beweis dafür sind zwei leicht verbrannte und von Fett überzogene Holzstäbe, die in einer Höhl

Ein Heilritual der australischen Ureinwohner ist Forschern zufolge über 12.000 Jahre und von hunderten Generationen quasi unverändert weitergegeben worden. Beweis dafür sind zwei leicht verbrannte und von Fett überzogene Holzstäbe, die in einer Höhle im Südosten Australiens gefunden wurden, wie aus einer am Montag in der Zeitschrift "Nature Human Behaviour" veröffentlichten Studie hervorgeht. Demnach zeigt die Entdeckung, dass das Heilritual seit dem Ende der letzten Eiszeit mündlich überliefert worden sein muss.

Die Holzstäbe waren beim vorsichtigen Graben an handtellergroßen Feuerstellen in der Cloggs-Höhle entdeckt worden. Die Höhle liegt in einem Gebiet, das seit Langem vom Aborigine-Stamm der Gunaikurnai bewohnt wird. Den Forschern zufolge waren die leicht verkohlten Enden der Stöcke speziell zugeschnitten worden, um sie ins Feuer zu stecken. Zudem waren beide Gegenstände mit menschlichem oder tierischem Fett überzogen. Mithilfe der Radiokarbonmethode konnte festgestellt werden, dass einer der Stäbe 11.000, der andere 12.000 Jahre alt ist.

Der Fund passt zu einem Heilritual, das in den 1880er-Jahren von dem australischen Anthropologen Alfred Howitt erwähnt wurde. Er studierte die Kultur der Aborigines und schrieb in seinen Notizen von einem Ritual, bei dem die Medizinleute der Gunaikurnai einen Gegenstand des kranken Menschen an das Ende eines mit Fett bestrichenen Stocks banden. Dieser wurde dann in den Boden gestoßen und darunter ein Feuer entzündet.

Die Entdeckung der Stäbe sei eine "einzigartige Gelegenheit, die Memoiren unserer Vorfahren zu lesen", erklärte der Aborigine-Älteste Russell Mullett. Als Leiter der örtlichen Gunaikurnai Land and Waters Aboriginal Corporation (GLaWAC) hatte er an der Studie mitgearbeitet.

An den ersten Ausgrabungen in der Cloggs-Höhle in den 1970er Jahren seien die dort lebenden Gunaikurnai nicht beteiligt gewesen und auch nicht um Erlaubnis gebeten worden, erklärte der Hauptautor der Studie, Bruno David von der Monash-Universität im australischen Melbourne. In die ab 2020 begonnenen Erforschungen seien dann aber auch Mitglieder der GLaWAC eingebunden worden.

Die australischen Ureinwohner hatten den australischen Kontinent vor schätzungsweise 60.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im späten 18. Jahrhundert wurden sie vielerorts unterdrückt und diskriminiert. Bis heute kämpfen sie um Gleichberechtigung.