Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat Israel Luftangriffe auf das letzte einigermaßen funktionsfähige Krankenhaus im Gazastreifen vorgeworfen. Die israelische Armee sei dabei, das Kamal-Adwan-Krankenhaus "weiterhin gewaltsam zu bombardieren und zu zerstören", erklärte das Hamas-Gesundheitsministerium am Montag. Dabei würden "alle Teile" der Klinik in der Stadt Beit Lahia im Norden des Gazastreifens ins Visier genommen. Die israelische Armee teilte mit, sie prüfe die Angaben.
Der Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses, Hossam Abu Safieh, bezeichnete die Lage in der Einrichtung als "katastrophal". In einer Erklärung wies er darauf hin, dass die "Armee das Krankenhaus nicht kontaktiert hat, bevor sie es direkt angegriffen hat". Mehrere Klinikmitarbeiter seien verletzt worden, das Personal sei "nicht in der Lage", die Einrichtung zu verlassen. "Wir verstehen nicht, was der Grund für die Bombardierung des Krankenhauses ist", erklärte Safieh.
In einer separaten Erklärung der israelischen Armee hieß es am Montag, Soldaten würden "im nördlichen und zentralen Gazastreifen weiter gegen Terror-Infrastruktur und Kämpfer vorgehen".
Israelische Truppen hatten nach Hamas-Angaben Ende Oktober die Klinik gestürmt. Demnach hielten sie dort hunderte Mitarbeiter und Patienten fest. Am Tag darauf teilte die Hamas-Gesundheitsbehörde den Tod zweier Kinder mit, nachdem die Klinik-Generatoren infolge des israelischen Armeeeinsatzes ausgefallen seien.
Zuvor hatte die israelische Armee erklärt, ihre Soldaten seien im Gebiet rund um das Krankenhaus in Dschabalija im Einsatz. Dies sei "basierend auf nachrichtendienstlichen Informationen über die Anwesenheit von Terroristen und terroristischer Infrastruktur" in dem Gebiet erfolgt, hieß es in einer Erklärung.
Israel geht seit dem 6. Oktober verstärkt im Norden des Gazastreifens vor. Erklärtes Ziel der israelischen Armee ist es, die Hamas-Mitglieder daran zu hindern, die Miliz wieder aufzubauen. Der Chef der Hamas-Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal, nannte am Montag die Zahl von mehr als 1300 Getöteten seit Beginn des israelischen Armeeeinsatzes. Ihm zufolge sind medizinisches Personal, Zivilschutzkräfte und Kliniken "den 13. Tag in Folge" nicht funktionsfähig. AFP konnte die Angaben nicht unabhängig überprüfen.
Der Krieg im Gazastreifen war durch einen beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel vor mehr als einem Jahr ausgelöst worden. Am 7. Oktober 2023 hatten Kämpfer der islamistischen Palästinenserorganisation und anderer militanter Palästinensergruppen in mehreren Orten im Süden Israels nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seitdem militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden mehr als 43.300 Menschen getötet.