Klimaforscher warnen vor dem raschen Fortschreiten der Erderwärmung und dringen auf wirksame Gegenmaßnahmen. "In den letzten Jahren haben wichtige Vitalparameter wie Oberflächentemperatur, Wärmegehalt der Ozeane, Meereisverlust und durch Brände verursachter Waldverlust außergewöhnlich deutlich neue Rekorde erreicht", mahnte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Er äußerte sich anlässlich der Veröffentlichung des "State of the Climate Report" unter Leitung der Oregon State University, an dem das PIK beteiligt ist.

Das Jahr 2024 sei nicht nur das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen, sondern wahrscheinlich das heißeste seit mindestens 125.000 Jahren, hält darin ein internationales Forschungsteam fest. "Strategien zur Eindämmung des Klimawandels sind verfügbar, kostengünstig und werden dringend gebraucht, und wir können die Erwärmung immer noch begrenzen", erklärte dazu Leitautor William Ripple von der Oregon State University in den USA.

"Aber das Zeitfenster schließt sich", warnte Ripple auch. Notwendig sei daher schnell und entschlossen zu handeln. Ansonsten drohten "rapide steigende Risiken", die "den Frieden, die Regierbarkeit, die öffentliche Gesundheit und die Ökosysteme gefährden". Umgekehrt trägt laut der Analyse zufolge jedes Zehntelgrad vermiedene Erwärmung zum Wohlergehen von Mensch und Umwelt bei.

Empfohlen werden in dem Bericht wirksame Maßnahmenpakete in den Bereichen Energie, Natur und Ernährung. "Erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind haben das Potenzial, bis 2050 bis zu 70 Prozent des weltweiten Strombedarfs zu decken", heißt es in dem Text. Ein rascher Ausstieg aus fossilen Brennstoffen würde zudem einen der größten Beiträge zum Klimaschutz leisten.

Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen wie Wäldern, Feuchtgebieten, Mangroven und Mooren könnten zudem bis 2050 jährlich rund zehn Gigatonnen CO2-Emissionen zurückgeholt oder vermieden werden, hieß es weiter. Dies wären etwa 25 Prozent der derzeitigen jährlichen Emissionen, zugleich würden die biologische Vielfalt und die Wasserversorgungssicherheit gestärkt.

Im Bereich Ernährung empfehlen die Forscherinnen und Forscher die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen, die derzeit für etwa acht bis zehn Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich seien. Außerdem könne eine Umstellung auf eine pflanzenreichere Ernährung die Emissionen erheblich senken und zugleich Gesundheit und Ernährungssicherheit fördern.

"Selbst geringe Verbesserungen haben große Auswirkungen auf das Risiko von Extremwetterereignissen, Biodiversitätsverlust, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit sowie die Risiken durch das Überschreiten wichtiger Kipppunkte", wird in der Mitteilung hervorgehoben. Ein Aufschieben von Maßnahmen führe "zu höheren Kosten und schwerwiegenderen Auswirkungen", betonte das Forschungsteam, während "sich schnelle, koordinierte Maßnahmen unmittelbar weltweit für Bevölkerung und Ökosysteme auszahlen".