Der Ärzteverband Marburger Bund hat massive Verstöße der Universitätskliniken gegen die Vorschriften zur Arbeitszeiterfassung der dort beschäftigten Ärzte beklagt. In einer Befragung von rund 3500 Ärztinnen und Ärzten hätten 83 Prozent angegeben, dass ihre Arbeitszeit nicht wie vorgeschrieben erfasst werde, teilte der Marburger Bund am Mittwoch mit. Damit werde gegen den zwischen Arbeitgebern und Ärzten geschlossenen Tarifvertrag für etwa 20.000 Mediziner an Universitätskliniken verstoßen.

Auf die Frage "Wie wird Ihre Arbeitszeit aktuell erfasst?" gaben demnach nur rund 17 Prozent der Befragten an, dass ihre Arbeitszeit tarifvertragskonform "elektronisch und manipulationsfrei" zum Beispiel über ein Zeiterfassungsterminal erfasst werde. Bei knapp 62 Prozent finde lediglich eine digitale Dokumentation statt, zum Beispiel von Sollarbeitszeiten in Dienstplanprogrammen.

Weitere 17 Prozent dokumentierten die Arbeitszeit manuell, also handschriftlich oder in einer Liste. Bei 4,3 Prozent der Befragten finde gar keine Erfassung statt. Die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, nannte es einen "Skandal", dass von der großen Mehrheit der Universitätskliniken mutwillig gegen die Vorschriften im Tarifvertrag verstoßen werde.