Nach einer folgenschweren IT-Panne mit Auswirkungen auf Fluggesellschaften, Krankenhäuser und Fernsehsender weltweit hat sich die Lage am Wochenende vielerorts allmählich beruhigt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte am Samstag, nach den Ausfällen "normalisiert sich die Lage in vielen Bereichen wieder". Mehrere Fluggesellschaften in den USA sowie in Asien erklärten, dass sie ihren Betrieb wieder aufgenommen hätten. Auch am Berliner Flughafen verliefen die Abfertigungen wieder "reibungslos", wie ein BER-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.
Viele Unternehmen hätten "aber nach wie vor mit Folgewirkungen der Störungen zu kämpfen", gab das BSI weiter an. Die Panne hatte am Freitag weltweit Unternehmen getroffen, die das Betriebssystem Windows von Microsoft nutzen.
Ursache war nach Angaben der US-Cybersicherheitsfirma Crowdstrike ein fehlerhaftes Update ihres Virenschutzprogramms Falcon. Die Auswirkungen waren enorm: Fluggesellschaften und Flughäfen weltweit hatten IT-Probleme, so dass teils Starts und Landungen annulliert werden mussten. Krankenhäuser mussten Operationen verschieben, Fernsehsender konnten nicht senden, Kassensysteme in Supermärkten fielen aus.
Passagiere hatten am Freitag massenhaft an Flughäfen warten müssen. Bis Samstag hatte sich die Situation entspannt. Laut Thailands nationalem Flughafendirektor Keerati Kitmanawat gibt es derzeit "keine langen Warteschlangen an den Flughäfen, wie wir sie gestern erlebt haben". An den Flughäfen in Hongkong, Südkorea und Thailand wurde der Check-in-Service wiederhergestellt, in Indien, Indonesien und am Changi-Flughafen in Singapur funktionierte die Abfertigung ab Samstagnachmittag (Ortszeit) wieder weitgehend normal.
Laut einem hochrangigen US-Regierungsvertreter wurde in den USA "der Flugbetrieb im ganzen Land wieder aufgenommen, auch wenn es nach wie vor zu Engpässen kommt". Etwa 1280 Flugverbindungen waren den jüngsten Angaben nach am Samstagmorgen (Ortszeit) noch gestrichen.
In Deutschland war vor allem der Berliner Flughafen BER betroffen. Der Flugverkehr war am Hauptstadtflughafen zeitweise komplett eingestellt worden. Am Samstag teilte ein BER-Sprecher der AFP mit, "dass alle unsere Systeme im Handling unterbrechungsfrei und reibungslos" liefen. Einige Reisende könnten jedoch "durch Nachwehen der Störungen bei den Fluggesellschaften noch nicht die Self-Service Check-ins nutzen". Auch an Frankreichs Flughäfen kehrte der Betrieb offiziellen Angaben zufolge weitgehend zur Normalität zurück.
Das volle Ausmaß der Störungsauswirkungen ist noch nicht bekannt. Berichten aus den Niederlanden und Großbritannien zufolge könnten auch Gesundheitsdienste betroffen gewesen sein.
Auch Medienunternehmen hatten mit den Folgen der Panne zu kämpfen: Der britische Nachrichtensender Sky News erklärte, die Störung habe seine Nachrichtensendungen am Freitagmorgen beendet. Der australische Sender ABC meldete ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten.
Aus Kenia und der Ukraine meldeten Banken Probleme mit ihren digitalen Diensten. Einige Mobilfunkanbieter hatten ebenfalls mit Störungen zu kämpfen.
Die Firma Crowdstrike teilte derweil mit, sie habe eine Lösung für das Problem gefunden. Firmenchef George Kurtz sagte dem US-Nachrichtensender CNBC, er wolle sich "persönlich bei jeder Organisation, jeder Gruppe und jeder Person entschuldigen, die davon betroffen war". Es könne einige Tage dauern, bis der Betrieb wieder normal laufe.
Es sei bisher "nicht abschließend geklärt, wie der fehlerhafte Code in das Crowdstrike-Update gelangen konnte", gab das BSI an. Die Behörde erklärte, sie stehe "auch dazu in intensivem Austausch mit dem Unternehmen". Neben dem BSI warnten auch britische und australische Behörden vor einem Anstieg von betrügerischen Phishing- und Scam-Versuchen.
Nach Angaben von Crowdstrike von Samstag war das Problem "nicht das Ergebnis eines Cyberangriffs oder steht damit in Zusammenhang".
Laut dem Cybersicherheitsexperten Junade Ali vom britischen Ingenieur- und Technologieverband ist das Ausmaß des Ausfalls "beispiellos". Die Panne werde "zweifellos in die Geschichte eingehen". Ihm zufolge gab es eine ähnliche folgenschwere Störung zuletzt 2017.