Steigende Meerestemperaturen sind die Initialzündung für die Ausdehnung des vor Australien liegenden Great Barrier Reefs vor rund 700.000 Jahren gewesen. Das fand ein internationales Forscherteam unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit Hilfe einer neuen Methode zur Rekonstruktion vergangener Temperaturen heraus, wie die Universität am Donnerstag mitteilte.
Dabei zeigte sich, dass die Sommertemperaturen vor der Küste Australiens vor rund 700.000 Jahren von 26 auf 29 Grad Celsius angestiegen waren und auch in den folgenden Warm- und Kaltzeiten kaum unter diese Grenze fielen. Diese für Korallen idealen Temperaturen begünstigten ein schnelles Riffwachstum.
Diese Erwärmungsphase und die anschließende weitgehende Stabilität der Temperaturen ist den Forschenden zufolge der Schlüssel für die rasche Ausdehnung des Great Barrier Reefs, das heute das größte lebende Korallenriffsystem der Erde ist und zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.
Unter welchen Umweltbedingungen das Great Barrier Reef entstand, war bislang ein wissenschaftliches Rätsel. Vermutet wurden demnach viele Ursachen, von Veränderungen des Meeresspiegels bis zu einer Eintrübung des Meerwassers durch Sedimenteintrag. Dem Forscherteam gelang es nun erstmals, die vergangenen sommerlichen Meeresoberflächentemperaturen zuverlässig zu rekonstruieren.
Die Wissenschaftler nutzten dafür Sedimentproben aus einer Bohrung in unmittelbarer Nähe zum Great Barrier Reef. Aus diesen Proben rekonstruierten sie die Meerwassertemperaturen mit Hilfe der sogenannten TEX86-Methode. Diese Methode nutzt chemische Fossilien als ein sogenanntes Paläothermometer. Auf diese Weise konnten die Forschenden die Entwicklung des Great Barrier Reefs vor rund 700.000 Jahren in den Kontext regionaler Klimaveränderungen stellen.
Heute bedrohen Klimawandel und Korallenbleiche das Riff. In den vergangenen Jahren erwärmte sich das Great Barrier Reef im Zuge des Klimawandels und seiner Folgen wie der Erwärmung der Ozeane sehr schnell über dieses ideale Temperaturfenster hinaus. Ebenso wie zu kalte Temperaturen behindern auch zu hohe Temperaturen das Wachstum der Korallen.