US-Taucher haben Überreste eines vor fast 170 Jahren im Nordatlantik gesunkenen Passagier-Dampfers entdeckt. Nach jahrzehntelanger Suche wurden die Wrackreste der "Lyonnais" im August rund 320 Kilometer vor der Küste von Massachusetts am Meeresboden gefunden, wie Jennifer Sellitti vom Unternehmen Atlantic Wreck Salvage der Nachrichtenagentur AFP schilderte. Bei dem Unglück waren 114 Menschen ertrunken.
Die Taucher fanden nur einzelne Reste. Der Nordatlantik sei für Schiffswracks wegen der starken Strömung und der Bewegungen des Meeressandes eine "feindliche Umgebung", sagte Sellitti. Anhand der Abmessungen eines Motorkessels sei aber eindeutig festgestellt worden, dass die Reste von dem Dampfer stammten.
Die unter Segeln und mit Dampfkraft fahrende "Lyonnais" wurde 1855 gebaut und ein Jahr später von der französischen Reederei Compagnie Franco-Américaine in den Dienst gestellt. Für Frankreich war das damals hochmoderne Dampfschiff wichtig, um den Transport von Passagieren, Waren und Post über den Atlantik zu fördern.
Am 2. November 1856 befand sich der Dampfer mit 132 Passagieren an Bord auf dem Rückweg von New York nach Le Havre, als er mit dem US-Segelschiff "Adriatic" kollidierte. Die "Lyonnais" habe "plötzlich ihre Richtung geändert, was eine Kollision unvermeidlich machte", berichtete der Kapitän des US-Seglers, Jonathan Durham, einige Tage später der "New York Times".
Beide Schiffe setzten danach schwer beschädigt ihre Fahrt fort. Durham konnte die "Adriatic" in den Hafen von Gloucester in Massachusetts bringen, die "Lyonnais" sank einige Tage nach der Kollision. Weniger als 20 Menschen konnten gerettet werden, 114 starben.
Der Untergang der "Lyonnais" erregte damals weltweit Aufsehen. Auch warf der Fall viele Fragen zum Schifffahrtsrecht auf. Durham wurde ungeachtet seiner Aussagen damals verhaftet und in Frankreich verurteilt. Jules Verne verarbeitete das Geschehen in seinem Roman "20.000 Meilen unter dem Meer".