Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier hat für mehr Investitionen in den Wissenschaftsstandort Deutschland geworben - und dabei auch auf dessen mögliche Attraktivität für Spitzenforscher aus den USA verwiesen. Die Entwicklung in den USA sei "eine Riesenchance für Deutschland und Europa", sagte die Ökonomin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagausgabe) mit Blick auf die erneute Präsidentschaft von Donald Trump. "Ich weiß, dass sehr viele Leute darüber nachdenken, wegzugehen."

US-Präsident Trump habe "große Sorge um die wissenschaftliche Freiheit und verlässliche finanzielle Förderung ausgelöst", führte die Ökonomin aus, die derzeit an der University of California lehrt. Bei den Forschungsbedingungen hielten deutsche Universitäten zwar nicht so einfach mit US-Elite-Universitäten mit, räumte die Professorin ein. Jetzt sei aber "der Moment, um die Verhältnisse grundlegend zu ändern und etwas Großes aufzubauen".

Dafür müsse jedoch hierzulande massiv in Forschung und Wissenschaft investiert werden, forderte die Wirtschaftsweise. "Dort, wo wir schon jetzt stark sind - etwa Künstliche Intelligenz, Biowissenschaften oder Klimatechnik -, könnten Forschungsschwerpunkte entstehen", sagte sie. "Mit so einer Initiative könnte man die Aufmerksamkeit der besten Forscher auf sich ziehen und das Gewicht nach Europa verlagern."

Trumps Regierung hat seit dem Amtsantritt des Präsidenten am 20. Januar erhebliche Bundesmittel für Forschung gekürzt. Zudem ordnete sie die Entlassung hunderter Behörden- und Regierungsmitarbeiter an, die in der medizinischen Forschung und der Klimaforschung tätig sind. Auch wegen Kürzungen bei den Stipendien äußern viele Forscher Besorgnis. Einige Universitäten haben deshalb bereits die Zahl ihrer Studenten in Doktorprogrammen oder in der Forschung verringert.

Die Auswirkungen der Bundesmittel-Kürzungen nannte Malmendier "verheerend". Sehr viele ihrer Kollegen in den USA litten unter den Einschnitten bei der finanziellen Unterstützung. An vielen Universitäten breite sich "große Unsicherheit" aus.