Echt wahr: Das kannste doch alles hacken
Eins vorweg: Im Level2 treffen sich keine weltfremden Freaks, die E-Mail Accounts und Websites lahmlegen. Ganz im Gegenteil: Wer hierher kommt, der will Technik flott machen, auf seine eigene Art. Denn „hacken“ bedeutet nichts anderes als „basteln“.
So verwundert es auch nicht, dass der Luxemburger Hackerspace Level2 in Bonnevoie ein liebevoll-chaotisches Versuchslabor ist. Technik findet sich in jedem Winkel - die meisten Apparate laufen, die anderen werden zum Laufen gebracht.
Die Murmelbahn ist in Wirklichkeit eine Rechenmaschine
Ein Toaster kann auch ein Computer sein, so lautet das Motto der Hackerspaces, die rund um den Globus aus dem Boden sprießen. Getreu diesem Motto ist in Bonnevoie einiges überraschendes zu sehen. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine gigantische Murmelbahn, ist in Wirklichkeit eine mechanische Rechenmaschine. Im Computermuseum können Rechner aus grauer IT-Vorzeit besichtigt werden und auch an eigenen Modellflugzeug-Prototypen bastelt das eine oder andere Mitglied.
Abgehoben ist das Ganze jedoch nicht: Der Hackerspace steht jedem offen, der wissen will, was in technischen Geräten alles drin steckt – und was man damit sonst so machen kann. Die vielzitierte Floskel: „Das kannste doch alles hacken“, bekommt hier eine ganz andere, eine positive Bedeutung. Wissen soll über Freude am Experimentieren vermittelt und geteilt werden, Theorie praktisch erlebbar sein.
Das Highlight
Besonders intensiv gehackt wird bei den im Zwei-Jahres-Turnus stattfindenden Haxogreens. Das hört sich nicht nur nach Open-Air-Festival an, es ist auch eines. Hacker aus Luxemburg und Umgebung treffen sich dann, um ein Wochenende lang ihrer Leidenschaft zu frönen – in Zelten, die selbstverständlich allesamt mit Strom- und Internetanschluss ausgestattet sind.
Auf dem Programm steht bei den Haxogreens neben Technik und Tüfteln beispielsweise auch Molekularküche oder elektronische Kunst. Die Phantasie ist hier so frei die Natur, in der das Ganze stattfindet. Alle Ideen werden gern genommen - die nächste Auflage steht 2014 an.
Und was steht sonst noch an?
Die Phantasie kann sich im Hackerspace rund um die Uhr entfalten. Denn jedes Mitglied kann die Räumlichkeiten Tag und Nacht nutzen – die (sehr willkommenen) jugendlichen Mitglieder immer dann, wenn auch ein Erwachsener anwesend ist. A propos Jugendliche: Der besagte Toaster, der zum Computer wird, steht auch für einen pädagogischen Ansatz, der im Hackerspace gelebt wird. Junge Menschen sollen neugierig auf Technik gemacht werden, diese hinterfragen und kreativ damit umgehen, anstatt sie nur zu konsumieren. Hilfreich dabei sind die zahlreichen vorhandenen Werkzeuge und Geräte – bis hin zum 3-D-Drucker – die allesamt genutzt werden können.
Foto: CC-BY-NC-SA Level2
Infobox
Ein Hackerspace ist ein Ort an dem sich Technikenthusiasten, Hacker und Anhänger digitaler Kultur treffen und austauschen. Hackerspaces ermöglichen es jedem seine Kreativität auszuleben und seine Projekte zu verwirklichen. Mittlerweile gibt es überall auf der Welt Hackerspaces die alle nach der gleichen Philosophie funktionnieren.
Der Hackerspace Level2 wird vom Verein Syn2cat getragen und besteht seit 2009. In dieser Zeit hat er sich nicht nur zu einer gut besuchten Tüftlerwerkstadt entwickelt, sondern auch zu einer offenen Begegnungsstätte. Ganz in der noch sehr jungen Tradition der weltweiten Hackerspaces findet hier auch ein sehr reger Austausch der Mitglieder untereinander statt - an der Werkbank, auf dem Sofa oder an der Bar. Die Themen gehen dabei über Technik weit hinaus – auch Kunst und Kultur haben reichlich Hack-Potenzial. Einmal pro Monat sind die Hacker übrigens auf Radio Ara mit einer eigenen Sendung zu hören.
-
Im Hackerspace wird alternativ gebastelt
-
Der Umgang mit Technik wird hier zu einem kreativen Prozess
-
„Space“ wird ganz bewusst als Freiraum verstanden