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Insektenhotel in einem urbanen Umfeld
Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde.
Insektenhotels können durchaus ein kleiner Beitrag zum Insektenschutz sein. Es kommt ganz darauf an, wie sie gebaut und wo sie aufgestellt werden – und welche Insekten man fördern will. Es gibt inzwischen viele Studien, die zeigen: Insektenhotels helfen nicht allen Insekten, sondern nur ganz bestimmten Arten – vor allem solitär lebenden Wildbienen, die also einzeln und nicht wie Honigbienen als Volk auftreten, sowie Wespen, die gerne in Hohlräumen nisten. [Staab et al. 2018; NABU-Check 2025]
Die große Mehrheit der knapp 350 heimischen Wildbienenarten baut ihre Nester aber nicht in vorhandenen Hohlräumen wie Stängel oder Röhrchen, sondern gräbt sie selbst in den Boden – oft auf sandigen, offenen Flächen. Und auch bei Wespen nutzen nur bestimmte Arten wie Grab- oder Lehmwespen bereits existierende Hohlräume.
Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer ziehen auch schon mal in die Insektenhotels ein, wobei
Insektenhotels helfen also nur einem recht kleinen Teil der heimischen Insekten. Viel wichtiger ist es für alle Arten, ihre natürlichen Lebensräume zu schützen.
Sind Insektenhotels vielleicht eher gut gemeint als gut gemacht?
Das kann man nicht so pauschal sagen. Viele der käuflichen Modelle sehen hübsch aus, sind aber für Insekten kaum brauchbar – oder sogar schädlich. Studien in Kanada zeigen z. B., dass manche Hotels
Das trifft aber nicht auf jeden Standort und jedes Land zu – die geografische Lage kann durchaus einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Arten in den Insektenhotels haben. Wenn die Hotels gut gebaut und richtig aufgestellt sind, können sie von Wildbienen gut angenommen werden. Das zeigt z. B. auch eine Zusammenarbeit in Luxemburg zwischen dem ‘'naturmusée’ und dem CELL.
“Im Polynatur Projekt haben wir Insektenhotels in urbanen Gärten an 40 verschiedenen Standorten in ganz Luxemburg aufgestellt. Die Hotels wurden sehr gut angenommen."
Dr. Alexander Weigand, Biologe und Kurator für Zoologie, Musée national d’histoire naturelle (MNHN)
Woran erkennt man ein gutes Insektenhotel?
Wichtig ist vor allem: Die Röhrchen müssen mindestens 10 cm tief sein, aus hartem, trocken Holz bestehen und glatte, saubere Eingänge haben. Das Holz muss hart und fest verbaut sein, denn wenn es sich bewegt oder verformt, verletzt oder zerstört es die Insektenbrut. Außerdem muss das Insektenhotel hinten geschlossen sein – sonst kommen Vögel leicht an die Larven und Eier. Materialien wie Holzwolle, Zapfen, Ziegel oder bunte Deko-Elemente sehen nett aus, bringen den Tieren aber nichts. [NABU-Check 2025; Harris et al. 2021]
Ein gutes Insektenhotel braucht auch einen passenden Standort: sonnig, trocken und windgeschützt. [NABU-Check 2025] Und der Eingang sollte auch nach Süden gerichtet sein, damit es in den Röhren schnell und lange warm ist.
“Viele Wildbienenarten sind auf nur wenige Blühpflanzen und ihre Pollen angewiesen und legen nur wenige 100 m Flugdistanzen zwischen ihrer Pollenquelle und ihrem Nistplatz zurück. Sind die Blühpflanzen also nicht da, zu weit weg oder die falschen an Ort und Stelle, wird auch ein eigentlich passender Nistplatz nicht gewählt.”
Dr. Alexander Weigand, Biologe und Kurator für Zoologie am Musée national d’histoire naturelle (MNHN)
Lieber kein Insektenhotel als ein schlechtes?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Ein schlecht gemachtes Insektenhotel kann
Woran man ein gutes Insektenhotel erkennt
Nicht jedes Insektenhotel ist automatisch nützlich. Viele handelsübliche Modelle sind zwar hübsch anzusehen, aber aus ökologischer Sicht unbrauchbar. Damit ein Insektenhotel tatsächlich von Wildbienen oder solitären Wespen genutzt wird, sollte es folgende Kriterien erfüllen:
- Röhrchenlänge: Mindestens 10 cm – nur dann können Wildbienen mehrere Brutzellen anlegen. Zu kurze Röhren bedeuten mehr Aufwand und weniger Nachkommen.
- Röhrchendurchmesser: Variabel zwischen 2 und 10 Millimetern, passend für verschiedene Arten.
- Materialien: Hartholz (mit Bohrungen ins Längsholz), Bambus, Schilf oder stabile Pappröhrchen – wichtig ist: alle Röhrchen müssen hinten verschlossen sein. Beim Schilf auch auf die Sprossenabschnitte aufpassen – nicht dass die Röhre nach 2 cm doch verschlossen ist.
- Eingänge: Glatt und nicht ausgefranst – sonst meiden die Tiere das Hotel oder verletzen sich beim Einfliegen.
- Befestigung: Röhrchen sollten fest verbaut und nicht herausziehbar sein, damit Vögel nicht an die Insektenbrut kommen.
- Rückwand: Muss geschlossen sein – das schützt die Brutzellen vor Wind, Feuchtigkeit und Feinden.
- Dach: Ein schräges Dach mit Überstand hilft gegen Regen und Feuchtigkeit.
- Schutzgitter: Kann sinnvoll sein, sollte aber nicht direkt auf den Eingängen liegen, da es sonst Vögeln als Sitzhilfe dient.
- Kein Dekomaterial: Holzwolle, Tannenzapfen oder Ziegel sehen zwar hübsch aus, sind aber nutzlos und blockieren Platz für sinnvolles Nistmaterial.
Wer sich beim Kauf an diese Kriterien für die Auswahl eines Insektenhotels hält – oder ein Hotel selbst baut, zum Beispiel nach NABU-Vorlage –, kann mit einer einfachen Konstruktion tatsächlich einen kleinen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt leisten.
"Ein alternativer Trend geht in Richtung “Insektentower”, um möglichst vielen Insektenarten ein zu Hause zu bieten. Wenn dann dort auch noch Sand herum aufgeschüttet wird, ist dies sehr geeignet.”
Dr. Alexander Weigand, Biologie und Kurator für Zoologie, MNHN.
Autor: Hannes Schlender (scienceRELATIONS – Wëssenschaftskommunikatioun)
Redaktion: Michèle Weber (FNR), Dr. Alexander Weigand (MNHN)
Infobox
Autor: Hannes Schlender (scienceRELATIONS – Wissenschaftskommunikation)
Redaktion: Michèle Weber (FNR), Dr. Alexander Weigand (MNHN)
Quellen:
Reverté, S., Miličić, M., Ačanski, J., Andrić, A., Aracil, A., Aubert, M. et al. (2023) National records of 3000 European bee and hoverfly species: A contribution to pollinator conservation. Insect Conservation and Diversity, 16(6), 758–775. Available from: https://doi.org/10.1111/icad.12680
Staab, M., Pufal, G., Tscharntke, T., & Klein, A. M. (2018). Trap nests for bees and wasps to analyse trophic interactions in changing environments: A systematic overview and user guide.
Methods in Ecology and Evolution, 9(12), 2226–2239. https://doi.org/10.1111/2041-210X.13070
Gilpin, Amy-Marie & Brettell, Laura & Cook, James & Power, Sally. (2022). The use of trap‐nests to support crop pollinators in agricultural areas. Ecological Research. 37. 10.1111/1440-1703.12348.
MacIvor JS, Packer L (2015) ‘Bee Hotels’ as Tools for Native Pollinator Conservation: A Premature Verdict?. PLOS ONE 10(3): e0122126. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0122126
Harris, B.A. & Poole, Emilee & Braman, Susan & Pennisi, S.V. (2021). Consumer-Ready Insect Hotels: An Assessment of Arthropod Visitation and Nesting Success. Journal of Entomological Science. 56. 10.18474/0749-8004-56.2.141.
NABU (2025). 7 Insektenhotels im NABU-Check: Darauf kommt es bei einer Nisthilfe an.
ÖKO-TEST Magazin, Ausgabe April 2025. https://www.oekotest.de/freizeit-technik/7-Insektenhotels-im-NABU-Check-Darauf-kommt-es-bei-einer-Nisthilfe-an_15383_1.html