(C) LNS

Das LNS arbeitet in den sechs Bereichen an sehr unterschiedlichen Fragestellungen, die teilweise interdisziplinär verankert sind.

Das Themenspektrum des Labors umfasst die sechs Bereiche Molekularpathologie, Genetik, klinische Biochemie, Mikrobiologie, Gerichtsmedizin und Gesundheitsschutz. Neben Forschungsprojekten zu Themen wie Gewässerbelastung und Drogenkonsum werden verschiedene Serviceleistungen angeboten. So führt das LNS etwa Blutuntersuchungen durch und hat in der Gerichtsmedizin eine Untersuchungsstelle für gerichtsverwertbare Dokumentation von Verletzungen – umedo – eingerichtet. Dank dieser Struktur können Opfer von Gewalttaten ihre Verletzungen dokumentieren lassen.

Die wissenschaftliche Expertise des LNS liegt im Bereich der Onkologie und der Toxikologie, sowie im Bereich der Infektionskrankheiten, der Stoffwechselerkrankungen und der genetisch bedingten Erkrankungen. Das LNS ist außerdem zuständig für die nationale Medikamentenkontrolle und die Überwachung von Nahrungsmitteln, sowie für biologische und umweltbedingte Einflüsse auf die Gesundheit.

Das LNS arbeitet in den sechs Bereichen an sehr unterschiedlichen Fragestellungen, die teilweise interdisziplinär verankert sind.

  • In der Molekularpathologie werden jährlich viele tausend Gewebeproben auf Krebs und andere Störungen untersucht.
  • In der genetischen Abteilung werden Erkrankungen diagnostiziert, darunter auch genetisch bedingte Krebserkrankungen. Auch seltene Erkrankungen sind häufig genetischen Ursprungs und erfordern eine genetische Beratung, beispielsweise in der Familienplanung.
  • In der klinischen Biochemie werden pränatale und neonatale Untersuchungen durchgeführt.
  • Infektionskrankheiten und Medikamentenresistenz von Erregern werden in der Mikrobiologie untersucht.
  • Die Gerichtsmedizin führt größtenteils Untersuchungen an toten Körpern durch und ist für juristisch relevante Analysen zuständig. Die Feststellung von Drogenmissbrauch und die Beurteilung von Medikamenten fallen ebenfalls in den Aufgabenbereich der Gerichtsmedizin.
  • Im Bereich Gesundheitsschutz werden Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände auf Belastungen untersucht, sowie Wohn- und Bürogebäude auf Schadstoffe.
  • Name: Laboratoire national de nanté (LNS)
  • Gegründet: 2012
  • Trägerorganisation: Gesundheitsministerium
  • Rechtsform: privatrechtliche Organisation
  • Direktor: Prof. Dr. Friedrich Mühlschlegel
  • Adresse: L-3555 Düdelingen, 1, rue Louis Rech
  • Ziel: Gesundheitsforschung, Dienstleistungen in der Humanmedizin
  • Themenschwerpunkte: Molekularpathologie, Genetik, klinische Biochemie, Mikrobiologie, Gerichtsmedizin und Gesundheitsschutz
  • Webseite: https://lns.lu/en/

 

Was ist das Ziel der Arbeit?

Das LNS bündelt Fachwissen und wissenschaftliche Expertise in der Humanmedizin. Es bietet Serviceleistungen an und führt Forschung zu Themen von nationalem Interesse durch. Die Serviceleistungen des LNS umfassen Blut- und Urinuntersuchungen sowie die Analyse von Gewebeproben. Forschungsprojekte werden zu Themen wie Drogenkonsum auf Festivals, Hanf- und Cannabisanbau in Luxemburg, Gewässerbelastung durch Drogen oder dem Einfluss einer Impfung mit Papillomviren auf die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs durchgeführt.

Als nationales Kontroll- und Referenzzentrum ist das LNS für die Standardisierung von Untersuchungsmethoden im Labor zuständig sowie für die Herstellung von Vergleichsproben. Vergleichsproben sind an Tatorten wichtig, um Täter anhand von DNA-Analysen zu identifizieren. Das LNS führt auch weitere forensische Aufgaben durch wie die Feststellung von der Todesursache bei Gewaltopfern oder die Identifizierung von Leichnamen.

Das LNS wurde 2012 vom Gesundheitsministerium gegründet und ist eine öffentliche Einrichtung.

Wie gehen die Anbieter vor?

Nationale Aufgaben in der Humanmedizin

Zu den nationalen Aufgaben des LNS gehört die Überwachung von Gesundheitsgefährdungen, die durch Krankheitserreger in Nahrungsmitteln, Belastungen in der Umwelt, oder Infektionen verursacht werden.

Am LNS hat die Abteilung für Mikrobiologie beispielsweise ein Verfahren entwickelt, mit dem die Quellen von Krankheitserregern, die von Lebensmitteln übertragen werden, besser identifiziert werden können. Dafür erhielt das LNS den nationalen Healthcare Technology Award 2015.

In einer Untersuchung von 51 Spielzeugen, die in Luxemburger Geschäften erworben wurden, hat das LNS das verwendete Plastik auf seinen Phthalat-Gehalt geprüft. Phthalate sind Weichmacher, die üblicherweise in Kunststoffen zur Verbesserung der Weichheit und Dehnbarkeit verwendet werden. Da sie insbesondere bei Kindern Gesundheitsschädigungen an der Leber, des Nerven- und Immunsystems, sowie den Fortpflanzungsorganen von Jungen verursachen können, dürfen festgesetzte Grenzwerte nicht überschritten werden. In drei der 2016 am LNS untersuchten Spielzeuge wurde der Grenzwert für den Phthalat-Gehalt deutlich überschritten.

Umedo und Telepathologie

Das LNS erweitert mit neuen Einrichtungen kontinuierlich das Spektrum seiner Serviceangebote. So wurde 2018 eine Opferambulanz – umedo – eingerichtet. Betroffene von Gewaltangriffen können diesen Dienst direkt, über einen Vertrauensarzt oder eine Klinik kontaktieren und dort ihre frischen Verletzungen dokumentieren lassen.

Insbesondere in Fällen von häuslicher Gewalt sind die Betroffenen kurz nach der Tat häufig stark verunsichert. Es fällt ihnen schwer, in dieser Situation rechtliche Schritte zu unternehmen. Damit die Beweise dennoch gesichert werden, können sich die Betroffenen an umedo wenden, wo Ärztinnen und Ärzte ihre Verletzungen dokumentieren und gegebenenfalls klärende Fragen zum Tathergang stellen. Die Dokumente können später als Beweismittel in einem Gerichtsverfahren verwendet werden, falls sich das Opfer doch entschließt, zur Polizei zu gehen.

In Luxemburg ist die Zahl der angezeigten Gewalttaten gestiegen. 2016 musste die Polizei 789 Mal wegen häuslicher Gewalt ausrücken, 2006 waren es 419 Mal.

Mit einem neuen Ansatz in der Krebsbehandlung, der Telepathologie, können außerdem Gewebeproben minutenschnell analysiert werden. Die Telepathologie ermöglicht es auch Krankenhäusern ohne voll ausgestattete pathologische Abteilung die Bösartigkeit eines Tumors anhand einer Gewebeprobe einzuschätzen.

Bei Krebsoperation kann so die Bösartigkeit eines Tumors noch während der Operation festgestellt werden, indem Gewebeproben per Ferndiagnose von ausgewiesenen Experten am LNS untersucht werden. Das Verfahren sieht vor, dass ein Techniker des LNS im Krankenhaus die Probe erfasst und die Bilder ans LNS überträgt. Der Pathologe am LNS kann dem Techniker weitere Anweisungen für Schnitte geben und die Probe so begutachten, als säße er selbst am Mikroskop. Das Telepathologieverfahren soll in Luxemburg flächendeckend eingesetzt werden, um eine gleichwertige Behandlung von Krebspatienten an allen Krankenhäusern des Landes zu ermöglichen.

Autor: scienceRELATIONS
Fotos: LNS

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