(C) IBM Research
Herr Burg, Sie forschen im Schweizer Forschungslabor von IBM in Rüschlikon an hocheffizienten Solarkraftwerken. Zusammen mit Ihrem Partner, der Firma Airlight Energy, wollen Sie 2017 ein neues System zum Einsatz bringen. Was macht dieses so besonders?
Bei unserer Technik konzentrieren wir die Sonnenenergie mit mehreren Spiegeln bis zu 2000fach auf eine kleine Fläche bestückt mit Solarzellen. Damit sich diese nicht zu stark erhitzen und verbrennen, haben wir eine Warmwasserkühlung eingebaut, die zuvor bei Hochleistungscomputern zum Einsatz kam. So erhalten wir zwei Dinge: Erstens elektrische Energie und zweitens Wärme, die zur Gebäudeheizung, oder, über eine Wärmepumpe, zur Kühlung eingesetzt werden kann.
Scheint denn in der Schweiz dafür oft genug die Sonne?
In der Schweiz nicht. Aber zum Beispiel im Süden Spaniens, im arabischen Raum, in Nordafrika oder im Südwesten Nordamerikas. Spannend wäre auch ein Einsatz in der Atacama-Wüste in Chile: Die Bergbaubetriebe dort könnten zum einen die elektrische Energie nutzen. Zum anderen könnte die produzierte Wärme dazu genutzt werden, giftige Abwässer zu konzentrieren. Diese wären dann einfacher abzutransportieren und umweltgerecht zu entsorgen.
Die Solarbranche ist groß. Sie haben sicher viele Konkurrenten?
Das stimmt. Aber während andere darauf setzen, vor allem die Kosten für die Solarzellen zu reduzieren, arbeiten wir an einer Effizienzsteigerung der Kraftwerke. In anderen Branchen des Energiesektors ist das schon lange der Fall und auch in der Solarindustrie wird dies langfristig unausweichlich sein. Zum einen braucht man dann weniger Material, was Ressourcen schont. Zum anderen hat dies gerade im städtischen Bereich positive Einflüsse auf die sogenannte Albedo.
Was bedeutet das?
Mit der Albedo bezeichnet man den Grad der Rückstrahlung von reflektierenden Oberflächen. Wenn man in einer Stadt in großem Maßstab klassische Solarzellen aufstellt, erreicht man möglicherweise das Gegenteil dessen, was man beabsichtigte: Die dunklen Flächen heizen die Stadt verstärkt auf und die gewonnene Energie wird dann benutzt, um Klimaanlagen zu betreiben. Das ist absurd. Deshalb setzen wir auf höhere Effizienz und darauf, die Solarkraftwerke außerhalb der Stadtgrenzen zu betreiben. Die Energie könnte dann über Zuleitungssysteme in die Städte transportiert werden.
Vor Ihrer Zeit bei IBM haben Sie an Spitzeneinrichtungen wie der ETH Zürich und dem MIT gearbeitet. Warum sind Sie in die Privatwirtschaft gegangen? Konnten Sie sich keine Universitätskarriere vorstellen?
Für mich war es sehr wichtig, lange in der universitären Forschung zu arbeiten, um mir solide Grundlagen anzueignen. Was mich am Ingenieurswesen aber immer stark gereizt hat ist, dass man Produkte erforschen, entwickeln aber auch vor allem auf den Markt bringen kann - die Brücke schlagen zwischen akademischer Forschung und der industriellen Produktentwicklung. Diese Schnittstelle, und das Spannungsfeld etwas zur Gesellschaft beizutragen, finde ich extrem spannend.
Autor: Tim Haarmann
Photo © IBM Research
Infobox
Für seine wissenschaftliche Karriere hat es Brian Burg bereits sehr früh aus seiner Luxemburger Heimat in die Ferne getrieben: Mit 19 Jahren ging er zum Studium an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH). Seine Masterarbeit schrieb Burg am renommierten Massachusetts Institute of Technologie (MIT) in den USA und promovierte im Anschluss in Zürich. Von dort ging es dann wieder zurück in die USA. Als Postdoc erforschte er am MIT Strahlungsabsorption und thermophotovoltaische Systeme. Seit 2013 arbeitet Brian Burg in der Forschungsabteilung des Computerherstellers IBM im Schweizer Rüschlikon.