FNR, Steve Gerges
Nachdem man mit einer Person Kontakt hatte, die das SARS-CoV-2-Virus in sich trägt, fragt man sich oft, ob man andere Personen anstecken kann und wann ein Test einem sagen kann, ob man infiziert wurde oder nicht. Und das vor allem dann, wenn man (noch) keine Symptome hat.
Es gibt darauf keine pauschale Antworten, denn der Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 variiert stark je nach Art der Variante (historischer Stamm, Alpha, Delta, Omicron...) und den körperlichen Eigenschaften der infizierten Person, insbesondere ihrer Fähigkeit, gegen die Vermehrung des Virus zu kämpfen.
Insbesondere die Immunität durch eine Impfung variiert je nach Impfstoff, der Anzahl der erhaltenen Dosen und der Zeit, die seit der letzten Injektion vergangen ist. Die Immunität durch eine überstandene Infektion hängt davon ab, um welche Variante es sich handelte und wie viel Zeit seit der Infektion vergangen ist. All diese Faktoren haben einen starken Einfluss darauf, wie schnell sich das Virus vermehrt und damit auf die Inkubationszeit und den Zeitpunkt zu dem die Tests das Virus nachweisen können.
Im folgenden Artikel fassen wir den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen über die Zeiträume zwischen einem Kontakt mit einer infizierten Person und 1) dem Auftreten von Symptomen, 2) dem Zeitpunkt, ab dem man ansteckend ist und 3) der Fähigkeit von PCR- und Antigen-Tests, eine Infektion nachzuweisen. Und das für drei Varianten (historische Quelle, Delta, Omicron).
Wir unterstreichen, dass einige Informationen noch recht vage sind, da es noch keine entsprechenden wissenschaftlichen Publikationen oder nur qualitative Beschreibungen gibt, insbesondere für Omicron. Folglich sind die angegebenen Zeiträume relativ vage. Zur besseren Lesbarkeit geben wir im Text jedoch keine Bereiche an, sondern Durchschnitts- oder Medianwerte mit dem Prädikat "etwa".
Ab wann werden die verschiedenen Zeiträume gemessen?
Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Auftreten von Symptomen - ist ein wichtiger Anhaltspunkt, da das Auftreten von Symptomen der Hauptreferenzzeitpunkt für die zahlreichen Studien ist, in denen die Infektiositätsperioden sowie die Entwicklung der Testempfindlichkeit geschätzt wurden. Viele Infektionen verlaufen jedoch asymptomatisch, insbesondere bei geimpften Personen. Wir berichten weiter unten über diese verschiedenen Zeiträume, wobei wir uns nicht auf das Auftreten möglicher Symptome, sondern auf den Zeitpunkt der Infektion beziehen.
Ab wann können Symptome auftreten?
Bei dem historischen SARS-CoV-2-Stamm (dominant bis Anfang 2021) wird davon ausgegangen, dass Symptome – wenn sie auftreten – 4 bis 7 Tage nach der Infektion auftreten, wobei der mittlere Medianwert bei 5 Tagen liegt. Die Krankheit dauert typischerweise ein bis zwei Wochen, es sei denn, sie entwickelt sich zu Long Covid.
Die Delta- und Omicron-Varianten vermehren sich schneller. Symptome treten im Durchschnitt 4 Tage nach einer Infektion mit der Delta-Variante auf (dominant vom Sommer bis zum Winter 2021), bei Omicron bereits nach 3 Tagen (dominant ab Dezember 2021).
Abbildung 1: Zeiträume, während denen Symptome nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten können (historischer, Delta- oder Omicron-Stamm). Die Farbabstufungen geben die Wahrscheinlichkeit an, mit der die Symptome im Laufe der Zeit auftreten können. Die eingerahmten Kästchen zeigen die Tage an, die in dem obigen Text genannte werden - es handelt sich aber tatsächlich um Bereiche (zwischen Tag X und Y).
Ab wann kann man das Virus übertragen und für wie lange?
Man wird 1 bis 3 Tage vor dem Auftreten von Symptomen infektiös, beim historischen Stamm bis zu einer Woche. Bei Omicron ist der Zeitraum bis zur Infektiosität kürzer, da in diesem Fall die meisten Infektionen stattfinden, bevor Symptome auftreten.
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Inkubationszeiten der Varianten kann man davon ausgehen, dass man beim historischen Stamm etwa 3 Tage nach der Infektion ansteckend wird, bei Delta nach etwa 2 Tagen und bei Omicron bereits nach 1 Tag - Sekundärinfektionen sind in diesem Fall wahrscheinlich sogar am selben Tag möglich.
Abbildung 2: Zeiträume, während denen man nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 ansteckend wird (historischer, Delta- oder Omicron-Stamm). Die Farbabstufungen geben die Wahrscheinlichkeit an, mit der man im Laufe der Zeit ansteckend wird. Die eingerahmten Kästchen zeigen die Tage an, die in dem obigen Text genannte werden - es handelt sich aber tatsächlich um Bereiche (zwischen Tag X und Y).
Wann kann ein PCR-Test zeigen, ob man infiziert ist oder nicht?
Wie empfindlich ein Test ist hängt von der Viruslast im Körper an der Entnahmestelle ab (Nase, Rachen oder Speichel) und das variiert daher stark im Laufe der Zeit. Man geht davon aus, dass ein PCR-Test ungefähr zu dem Zeitpunkt an dem die Person ansteckend wird einen positiven Befund anzeigt. Dies wäre etwa 3 Tage nach einer Infektion mit einem historischen Stamm, 2 Tage im Fall von Delta und 1 Tag im Fall von Omicron, aber diese Angaben sind sehr grob.
Ein PCR-Test ist sehr empfindlich und kann das Vorhandensein des Virus noch lange nachweisen, auch nachdem die Person bereits nicht mehr ansteckend ist. Bei einer asymptomatischen Infektion 1-2 Wochen lang, bei einer mittelschweren Erkrankung 2-3 Wochen oder länger.
Es ist anzumerken, dass die Sensitivität der Covid-19-PCR-Tests – d.h. ihre Fähigkeit, eine Infektion nicht zu übersehen – in Laboranalysen nahezu 100% beträgt, in der Praxis jedoch auf ca. 80-90% sinkt, da die Tests z.B. zu früh durchgeführt werden.
Abbildung 3: Zeiträume nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 (historischer, Delta- oder Omicron-Stamm), während denen ein PCR-Test positiv ausfällt. Die Farbabstufungen geben die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Test im Laufe der Zeit positiv ausfällt. Die eingerahmten Kästchen zeigen die Tage an, die in dem obigen Text genannte werden - es handelt sich aber tatsächlich um Bereiche (zwischen Tag X und Y).
Und mit einem Antigen-Schnelltest?
Diese Tests sind viel weniger empfindlich als PCR-Tests (insbesondere bei Selbst-Tests), da sie eine viel höhere Viruslast benötigen, um zu reagieren. Diese Viruskonzentration wird im Durchschnitt etwa 3 Tage nach einem PCR-Test erreicht. Dies entspricht bei dem historischen Stamm etwa 6 Tagen nach der Infektion, bei Delta 5 Tagen und bei Omicron 4 Tagen. Dennoch wird man durch die kürzere Inkubationszeit von Omicron sehr schnell ansteckend. Was einen dazu bewegen kann auch bereits 2-3 Tage nach dem Kontakt mit einer infizierten Person einen Antigen-Schnelltest durchzuführen, und diesen im Falle eines negativen Ergebnisses einige Tage lang täglich zu wiederholen, um das Risiko eines falsch-negativen Ergebnisses zu verringern.
Abbildung 4: Zeiträume nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 (historischer, Delta- oder Omicron-Stamm), während denen ein Antigen-Schnelltest positiv ausfällt. Die Farbabstufungen geben die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Test im Laufe der Zeit positiv ausfällt. Die eingerahmten Kästchen zeigen die Tage an, die in dem obigen Text genannte werden - es handelt sich aber tatsächlich um Bereiche (zwischen Tag X und Y).
Die Empfindlichkeit von Antigen-Schnelltests ist geringer als die von PCR-Tests und variiert je nach Hersteller, insbesondere bei Omicron. Einige Tests erkennen sie gut, andere nicht. Es könnte sein, dass Omicron sich im Rachenraum stärker vermehrt. Und in einigen inoffiziellen Stellungnahmen wurde empfohlen, einen doppelten Abstrich aus dem Rachenraum und den Nasenlöchern zu machen, um die Wahrscheinlichkeit eines falsch-negativen Ergebnisses zu verringern, bei dem eine Infektion übersehen wird.
Die Tests haben im allgemeinen eine extrem hohe Spezifität - die Fähigkeit, bei einer nicht infizierten Person kein falsch-positives Ergebnis zu liefern -, etwa 98%-99% bei PCRs und bis zu 99,9% bei Antigen-Schnelltests. Dennoch führt die Tatsache, dass die Prävalenz einer Krankheit in der Bevölkerung selten sehr hoch ist, in der Praxis mathematisch zu erheblichen falsch-positiven Raten. Im Falle von Covid-19 können sie bei einer Prävalenz von 1 von 1000 Personen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, nahe bei oder über 50% liegen, was es rechtfertigt Tests zu wiederholen oder durch einen PCR-Test zu bestätigen.
Text und Grafiken: Daniel Saraga (Saraga Communications)
Redaktion: Jean-Paul Bertemes, Michèle Weber (FNR)
Video: Steve Gerges
Wir bedanken uns ebenfalls bei Prof. Markus Ollert des Luxembourg Institute of Health (LIH) für seine Beratung bei diesem Artikel.
Infobox
Varianten
https://en.wikipedia.org/wiki/SARS-CoV-2_Alpha_variant
https://en.wikipedia.org/wiki/SARS-CoV-2_Delta_variant
Inkubationszeit
https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/70/wr/mm705152e3.htm
https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M20-0504
https://www.abc.net.au/news/2022-01-07/covid-omicron-symptoms-incubation-period-infectious/100739260
Infektiosität
https://www.health.harvard.edu/diseases-and-conditions/if-youve-been-exposed-to-the-coronavirus
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html
https://theconversation.com/how-long-are-you-infectious-when-you-have-coronavirus-135295
Tests
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.01.04.22268770v1
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.12.18.21268018v2.full.pdf
https://covid19-sciencetable.ca/sciencebrief/use-of-rapid-antigen-tests-during-the-omicron-wave/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8569926/