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Anm. der Redaktion: Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde.
Wieso ist von Umgraben abzuraten?
In einem gesunden Boden leben Regenwürmer, Asseln, Springschwänze, Fadenwürmer, Bakterien, Pilze und noch viel mehr. Eine Sorte von Regenwürmern gräbt senkrechte Röhren in die Tiefe, andere graben eher waagerechte an der Oberfläche. Manche Mikroorganismen brauchen Sauerstoff und leben näher an der Oberfläche, für andere ist Sauerstoff Gift und sie fühlen sich deshalb nur weiter unten wohl. Der Boden ist also keine gleichförmige Masse, sondern in ihm leben je nach Bodenschicht ganz unterschiedliche Lebewesen. Beim klassischen Umgraben kommt diese Schichtung völlig durcheinander. Für die Bodenorganismen ist das wie eine Art Tsunami, von dem sie sich nur langsam wieder erholen.
Und das ist schlecht für die Fruchtbarkeit des Bodens?
Ja. Viele wissenschaftliche Studien zeigen, dass in Böden, die umgegraben werden, deutlich weniger Regenwürmer, Bakterien und sonstige Bodenorganismen leben als in Böden, die in Ruhe gelassen werden. Dabei sind es genau diese Bodenorganismen, die Pflanzenreste in fruchtbaren Humus umwandeln und dabei Nährstoffe so aufschließen, dass die Pflanzen sie auch aufnehmen können.
Aber der Boden verdichtet sich doch, wenn man nicht mehr umgräbt?
In einem gesunden Boden, der nicht umgegraben wird, übernehmen Regenwürmer diese Aufgabe. Sie graben meterlange Gänge, die den Boden belüften, das Wasser besser einsickern lassen und durch die Pflanzenwurzeln leichter in die Tiefe wachsen können. Charles Darwin, der das Prinzip der Evolution erkannt hat, nannte sie die „wichtigsten Helfer der Bauern“. Er hatte schon vor über 100 Jahren verstanden, wie wichtig sie für einen fruchtbaren Boden sind.
Was ist mit Unkraut, wuchert ohne Umgraben nicht alles zu?
Man muss die gesamte Art und Weise, wie man gärtnert umstellen. Um den Unkräutern keine Chance zu geben, lässt man den Boden nie „nackt“ herumliegen, auch nicht zwischen den Nutzpflanzen. Entweder deckt man ihn mit einer Mulchschicht ab, die zum Beispiel aus Rasenschnitt, welken Blättern oder gehäckseltem Gartenabfall bestehen kann oder man sät im Wechsel mit Tomaten, Gurken und Co Pflanzen wie Klee, Lupinen und Gelbsenf aus um nur ein paar zu nennen. Genau wie eine Mulchschicht bedecken sie den Boden, so dass Unkräuter weniger Licht bekommen und schlechter wachsen. Außerdem lockern sie den Boden mit ihren Wurzeln auf und man verwendet sie zum Mulchen nachdem man sie abgeschnitten hat. Und viele dieser sogenannten Gründüngerpflanzen reichern den Boden noch dazu über ihre Wurzeln mit Nährstoffen an.
Autor: Ingo Knopf/scienceRELATIONS
Redaktion: Michèle Weber/FNR
Infobox
- Meta-analysis approach to assess effect of tillage on microbial biomass and enzyme activities
Stacy Zuber et al., Soil biology & Chemistry, 2016
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0038071716300190 - Evaluation des impacts environnementaux des Techniques Culturales Sans Labour (TCSL) en France
Studie von ARVALIS, ARES, INRA de Dijon, AgroParisTech, INRA de Paris-Grignon, 2017
https://www.ademe.fr/sites/default/files/assets/documents/51256_ademe_tscl_partie_5.pdf - Conservation tillage
MR Carter, Encyclopedia of Soils in the Environment, 2005
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B0123485304002708